Ob durch schwere körperliche Arbeit in der Pflege, auf der Baustelle oder durch viel Sitzen im Büro – jeder Beruf kann für den Rücken belastend sein. Knapp ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung leidet unter Rückenschmerzen. Im Jahr 2022 waren Rückenleiden der dritthäufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit. Oft sind Rückenbeschwerden eine Folge von Fehlbelastungen oder mangelnder Bewegung am Arbeitsplatz: Falsch heben, schwer tragen oder Dauersitzen schadet dem Rücken nachhaltig. Auch seelischer Stress kann auf Bänder oder Nerven im Rücken drücken.
Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit professionell betreiben
Um bestmöglichen Arbeitsschutz zu gewährleisten und passgenaue Mittel zur Prävention anzubieten, sollten Sie sich zunächst einen Überblick verschaffen, in welchen Arbeitsbereichen Ihre Mitarbeiter*innen besonders oft über Rückenschmerzen klagen. Mit dem Screening Gesundes Arbeiten (SGA) lassen sich systematisch rückenbelastende Schwachstellen ermitteln. Das mehrstufige SGA-Verfahren startet mit beobachtenden Interviews der Beschäftigten aus relevanten Arbeitsbereichen. Dabei werden körperliche und psychische Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz ermittelt sowie Gegebenheiten wie Raumklima oder Temperaturschwankungen. Neben Gesundheitsrisiken, die sofort behoben werden können, fließen die Gesamtergebnisse in die Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz ein. Sie bildet die Grundlage für Präventionsmaßnahmen und rückengerechtes Arbeiten.
In sieben Schritten zum eigenen Screening Gesundes Arbeiten
Nur wer in einem strukturierten Prozess vorgeht, kann gezielt handeln. Der INQA-Leitfaden „Screening Gesundes Arbeiten – SGA“ bietet Unternehmen alle notwendigen Informationen und Hilfestellungen, um das SGA in sieben Handlungsschritten umzusetzen:
Wo soll beim Screening genau hingeschaut werden? In welchem Bereich treten besonders häufig Rückenbeschwerden auf? Legen Sie zu Beginn des Screenings konkrete Arbeitsbereiche und Tätigkeiten fest, die im SGA gezielt untersucht werden sollen.
Mithilfe eines individuell angepassten Beobachtungsbogens werden die Beanspruchungen – physische, psychische und teilweise die physikalischen Gefährdungsfaktoren – innerhalb des Arbeitsbereiches strukturiert ermittelt, festgehalten und eine Sofortberatung durchgeführt.
Die auswertende Fachkraft evaluiert physische und psychische Gesundheitsrisiken im Betrieb anhand des für den Arbeits- und Gesundheitsschutz bestehenden Regelwerks und der individuellen Arbeitsschutzziele.
Was genau muss für mehr Rücken-Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz getan werden? Entwickeln Sie konkrete Maßnahmen und priorisieren Sie diese anhand ihrer Reichweite und Realisierbarkeit in einem Maßnahmenkatalog. Im Fokus sollten Maßnahmen stehen, die Gefahrenquellen vermeiden oder beseitigen.
Wer macht was bis wann, wie und womit? Ziel dieses Prozessschrittes ist es, einen konkreten Maßnahmenverfolgungsplan zu erstellen. Hier legen Sie fest, wer für die Umsetzung der Maßnahmen verantwortlich ist und in welchem zeitlichen Rahmen sie erfolgen soll. Dokumentieren Sie die Ergebnisse und Beschlüsse.
Hat sich der Aufwand des SGA gelohnt? Konnten Gesundheitsrisiken und Rückenbelastungen durch die Maßnahmen verringert werden? Evaluieren Sie die Ergebnisse mit etwas Zeitabstand. Ggf. müssen Sie nachjustieren oder neue Ideen entwickeln, sollten die Maßnahmen nicht ausgereicht haben.
Dokumentieren Sie die Ergebnisse des siebenstufigen Prozesses. Das SGA kann in anderen Arbeitsbereichen oder bei veränderten Arbeitsbedingungen fortgesetzt werden, um die Rücken-Gesundheit und Sicherheit im Betrieb sowie Motivation und Produktivität kontinuierlich zu steigern.
Mit rückenfreundlichen Maßnahmen erhöhen Sie Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit
SGA ist ein wichtiges Werkzeug, um als Unternehmen der Aufgabe gerecht zu werden, Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit im Betrieb zu gewährleisten. Es hilft, Fehlbelastungen zu verringern. Dadurch können Sie krankheitsbedingten Belastungen und Ausfällen von Kolleg*innen aktiv vorbeugen. Gleichzeitig ist es ein wichtiges emotionales Signal: Die Fürsorge für das Wohlbefinden im Betrieb trägt auch zu einem positiven Arbeitsklima bei.