Die demografische Entwicklung, die sich wandelnden Bedürfnisse der Beschäftigten und die Digitalisierung verändern viele Bereiche der Arbeitswelt gravierend – mit Folgen für die Arbeitsqualität. Die aber spielt eine wichtige Rolle bei der Fachkräftesicherung und ist Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg. Flache Hierarchien, entgrenztes Arbeiten und agile Teams verändern Führungskulturen, divers aufgestellte Belegschaften profitieren von unterschiedlichen Kompetenzen. Zudem werden Aufgaben immer komplexer und damit auch neue Fähigkeiten notwendig. Darauf müssen Betriebe reagieren: Was tun sie, um diese Herausforderungen zu meistern? Und wie wirkt sich das auf die Arbeitszufriedenheit aus?
Die seit 2012 durchgeführte Erhebung „Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg“ bietet anhand von Befragungen von Unternehmen und Beschäftigten eine Übersicht über Personalarbeit in deutschen Betrieben und verknüpft die Ergebnisse mit der tatsächlich erlebten Arbeitsqualität. Die Studie wird gemeinsam getragen vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Was Betriebe machen, um die Arbeitsqualität zu verbessern und Mitarbeiter*innen zu halten
Die Studie belegt, dass viele Unternehmen bereits Maßnahmen ergriffen haben, um die Arbeitsqualität zu verbessern und auf diese Weise Mitarbeiter*innen zu finden und zu halten. Die Zahlen spiegeln nicht nur aktuelle Trends, sondern zeigen auch, was gut funktioniert und wo noch Handlungsbedarf besteht:
Jeder vierte Betrieb hat laut der Erhebung Probleme bei der Stellenbesetzung. Bei der Personalsuche kommen heute zunehmend auch soziale Medien zum Einsatz. Um Beschäftigte langfristig zu halten, setzen Betriebe vor allem auf ein gutes Betriebsklima und attraktive Vergütung.
Das Home-Office ist auf dem Vormarsch. Die Studie zeigt, dass vor der Covid-19-Pandemie nur ein Drittel aller Betriebe mobiles Arbeiten von zu Hause anbot. Neue Daten belegen, dass dieser Anteil durch die Pandemie sprunghaft auf 50 Prozent stieg. Es ist davon auszugehen, dass die Erfahrungen sowie die abgebauten Hürden das Home-Office langfristig etablieren werden.
Beschäftigte, mit denen ein Mitarbeitergespräch geführt wurde, zeigen eine höhere Arbeitszufriedenheit und sind engagierter. Fast drei Viertel der Betriebe nutzen dieses Instrument zur Personalentwicklung. 42 Prozent der Beschäftigten nahmen an beruflichen Weiterbildungen teil, Tendenz steigend.
Ob die Förderung von Vielfalt, Qualifizierung oder Gesundheit: Gezielte Maßnahmen für Beschäftigte steigern Jobzufriedenheit und Engagement und binden an das Unternehmen. 76 Prozent der Betriebe bieten z. B. mindestens eine Möglichkeit zur Gesundheitsförderung, was insbesondere Ältere schätzen.
Wer mit der Arbeit zufrieden ist, fühlt sich auch psychisch gesünder. Auch ein faires Führungsverhalten sowie ein starkes Gemeinschaftsgefühl im Betrieb fördern das Wohlbefinden. Geht es Beschäftigten nicht gut, können Betriebe zur Gesundheitsförderung Stress und Belastungsfaktoren gezielt abbauen.
Frauen sind seltener in Leitungspositionen und arbeiten häufiger als Männer in Teilzeit. Obwohl sich die Geschlechter in puncto Arbeitszufriedenheit nicht unterscheiden, fühlen sich Frauen weniger gefördert und nutzen seltener Weiterbildungen. Ein Sonderbericht zeigt zudem, dass der Fortschritt bei der Gleichstellung im Managementbereich nach wie vor sehr langsam vorangeht.
Rund 60 Prozent aller Betriebe setzen variable Vergütungssysteme ein – große Unternehmen häufiger als kleine. Dabei steigen Arbeitszufriedenheit und Verbundenheit mit dem Unternehmen, wenn die variable Vergütung stärker am Erfolg des Gesamtunternehmens bemessen wird.
Betriebe mit höherer Altersdiversität weisen eine bessere Arbeitsqualität auf. Gleichzeitig steigt mit dem Alter die Verbundenheit zum Unternehmen, Jüngere denken häufiger an Jobwechsel. Während der Anteil der über 49-Jährigen stetig wächst, schrumpfen die mittleren Altersgruppen in deutschen Betrieben.
Je größer ein Unternehmen ist, desto verbreiteter sind auch flexible Arbeitszeitmodelle. Dabei geht Gleitzeitarbeit einher mit weniger Krankheitstagen und einer höheren Arbeitszufriedenheit. Die meisten Beschäftigten arbeiten heute vertraglich weniger als 40 Stunden, im Durchschnitt 38 Stunden.
Fazit: Sie können einiges für eine hohe Arbeitsqualität tun
Ob Mitarbeitergespräche, Zielvereinbarungen oder variable Vergütungssysteme: Viele Betriebe nutzen bereits systematisch verschiedene Instrumente des Personalmanagements und tragen so Schritt für Schritt zu einer hohen Arbeitsqualität bei. Dies spiegelt sich in einer hohen und stabilen Jobzufriedenheit bei den im Rahmen der Studie befragten Mitarbeiter*innen. Wie erfolgversprechend die Maßnahmen im Einzelnen sind, erfahren Sie in der Zwischenbilanz „Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg“. Diese bietet Ihnen detaillierte Zahlen und die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick. Die zeitlich versetzten Erhebungswellen der Studie erlauben zudem, Trends im Personalmanagement zu entdecken, und gestatten einen Ausblick auf künftige Potenziale.
Die Publikation ist auf der Website des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales erhältlich.