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Anne Courbois ist Leiterin des Referats Integration, Vielfalt und Familie in der Arbeitswelt bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Sie ist zuständig für die Koordination der IHK-Ansprechpartner*innen für Integrationsfragen und setzt sich auf politischer Ebene für bessere Rahmenbedingungen ein. Damit internationalen Fachkräften der berufliche Einstieg gelingt und sie vor allem auch langfristig im Betrieb bleiben möchten, sollten Arbeitgeber bei der Einarbeitung stärker die soziale Ebene sehen. Was Unternehmen konkret tun können, erklärt sie im Interview.

Was können Führungskräfte und Mitarbeiter*innen tun, um ausländische Fachkräfte langfristig in ihr Unternehmen zu integrieren?

Integration hat eine berufliche und eine soziale Komponente. Bei der betrieblichen Integration ist es wichtig, Neuankömmlinge von Anfang an zu begleiten und gut in den Arbeitsalltag zu integrieren. Dazu gehört ein gutes Onboarding, eine vorbereitete und sensibilisierte Belegschaft und eine offene Kommunikation im Arbeitsalltag. Dies kann zum Beispiel über firmeninterne Wissensplattformen oder Broschüren gelingen.

Um eine neue Mitarbeiterin oder einen neuen Mitarbeiter im eigenen Unternehmen willkommen zu heißen, bedarf es einer offenen Haltung der Beschäftigten. Etwaige Vorbehalte und Vorurteile sollten möglichst bereits im Vorfeld adressiert und abgebaut werden. Auch der Aufbau von sozialen Beziehungen zu anderen Mitarbeitenden erleichtert den Einstieg. Mentorenprogramme oder gemeinsame soziale Aktivitäten wie Abendessen oder Sporttreiben helfen dabei.

Welche Herausforderungen können bei der Integration internationaler Fachkräfte entstehen und wie können diese überwunden werden?

Für viele Unternehmen stellt die Sprache die größte Herausforderung dar. Die im Ausland erworbenen Sprachkenntnisse müssen häufig weiter ausgebaut werden. Die ausländische Fachkraft wird im Arbeitsalltag nicht nur mit Fachsprache, sondern auch mit Dialekten, Sprichwörtern und Redewendungen konfrontiert. Der Umgang damit ist ein Prozess, der Zeit und Geduld von allen Seiten erfordert. Arbeitgeber*innen können diesen Prozess auf unterschiedliche Weise unterstützen. Erstens können sie in der Belegschaft für den Einsatz von einfacher Sprache werben, zweitens können Unternehmen betriebliche Sprachmentoren einsetzen: Kolleg*innen oder Vorgesetze, die die ausländischen Fachkräfte beim Lernen der deutschen Sprache am Arbeitsplatz begleiten. Drittens können Unternehmen auf Sprachkursangebote in der Region hinweisen oder sogar selbst Sprachkurse oder -nachhilfe organisieren.

Eine große Herausforderung neben der Sprache ist die soziale Integration in Deutschland. Die Suche nach einer Wohnung, einem Kita-Platz oder die Organisation des Familiennachzugs sind Themen, die die Lebenswirklichkeit neu zugewanderter Menschen bestimmen, aber außerhalb des Unternehmens stattfinden. Engagierte Arbeitgeber*innen können hier unterstützen, indem sie die Welcome Center miteinbeziehen.

DIHK / Paul Aidan Perry

Wie schaffen Unternehmen eine betriebliche Willkommenskultur?

Ein Mensch fühlt sich willkommen, wenn er sich in seiner Individualität wahrgenommen und wertgeschätzt fühlt. Dafür können gute Rahmenbedingungen geschaffen werden. Je mehr Erfahrungen Unternehmen mit der Einstellung von ausländischen Mitarbeitenden sammeln, desto leichter gelingt die Integration. Wichtig sind insbesondere die Vorbereitung der Belegschaft sowie eine offene Kommunikation mit allen. Mögliche Probleme und Konflikte sollten offen angesprochen und verschiedene Perspektiven bei der Lösungssuche berücksichtigt werden.

Nehmen wir als Beispiel das Thema Religion. Wie gehen Sie als Arbeitgeber*in damit um, wenn Mitarbeiter*innen auf der Baustelle Gebetspausen einlegen möchten oder gerade am Ramadan teilnehmen? Hier können Unternehmen proaktiv ins Gespräch gehen und gemeinsam nach einer Möglichkeit suchen, die sowohl für den ausländischen Mitarbeitenden als auch für die Kolleg*innen vertretbar sind.

Wie kann die Stamm-Belegschaft in den Prozess mit eingebunden werden?

Der Einstieg einer internationalen Fachkraft in das Unternehmen kann eine Veränderung für langjährig Beschäftigte darstellen. Damit kein Ungleichgewicht entsteht, sollten Arbeitgeber*innen eine offene Kommunikation mit ihrer Belegschaft pflegen. Gute Möglichkeiten sind Mitarbeiter*innengespräche oder -befragungen, am besten noch bevor die neue Person im Betrieb anfängt. So können mögliche Ängste und Skepsis frühzeitig erkannt und die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.

Eine weitere hilfreiche Option sind interkulturelle Coachings. Hier beraten und begleiten erfahrene Coaches Beschäftigte und Vorgesetzte, um das Bewusstsein für interkulturelle Themen zu steigern und sie auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Menschen aus dem Ausland vorzubereiten.

Auch online gibt es zahlreiche Angebote, wie zum Beispiel den Kurs „Vielfaltsorientierte Personalarbeit in KMU“ des Verbands für interkulturelle Arbeit oder den INQA-Check „Vielfaltsbewusster Betrieb“.

Weitere Informationen

Das Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ bietet zahlreiche Unterstützungsangebote rund um das Thema Integration an, nicht nur für Geflüchtete. Ein Beispiel für das Angebot des Netzwerks sind die vielfältigen Broschüren mit praktischen Tipps für Unternehmen, beispielsweise zu den Themen Onboarding und Sprache.

Darüber hinaus bietet das RKW-Kompetenzzentrum eine Publikation zum Thema Vorurteile im Betrieb an.

Spannende Praxisbeispiele für gelungene Integration finden Interessierte auf der Website von Make it in Germany.

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