Ob in wissenschaftlichen Studien oder der öffentlichen Debatte: Wenn es um Künstliche Intelligenz (KI) geht, erscheint diese häufig als Gefahr für die menschliche Arbeitskraft. Der Tenor: KI wird den Menschen ersetzen, Arbeitsplätze gehen verloren. Doch wie sich die Arbeit konkret durch KI verändert und welche Gestaltungschancen die Technologie mit sich bringt, gerät oft aus dem Blick.
Hier setzte das INQA-Experimentierraum-Projekt „Künstliche Intelligenz und der Wandel von Arbeit – Betriebliche Praxislaboratorien zur menschenzentrierten Gestaltung von KI“ (humAIn work lab) an. Es fokussierte sich auf die Chancen von KI und stellte die Frage in den Mittelpunkt, wie KI-Lösungen im Sinne der Beschäftigten genutzt werden können.
Projektziel
Ziel des Projekts war es, einen Perspektivwechsel zu wagen und zukunftsorientierte Strategien für die Nutzung von KI in der Arbeitswelt zu entwickeln. Diese sollten sowohl die Handlungsfähigkeit der Beschäftigten stärken als auch Arbeitsprozesse verbessern und die Arbeitsqualität steigern.
Arbeitsweise
Analysieren, Experimentieren, Transferieren: Dieser Dreiklang zeichnete die Arbeit im Projekt humAIn work lab aus.
Am Anfang stand die empirische Forschung bei ausgewählten Vorreiterunternehmen – der IBM Deutschland GmbH, der Deutschen Telekom Service GmbH, der MICARAA GmbH sowie der Atruvia AG. Gefragt wurde: Wo kommt KI zum Einsatz? Wie verändert sich die Arbeitswelt? Und wie kann KI genutzt werden, um die Arbeit besser zu machen? In mehr als 100 Interviews mit KI-Expert*innen, Führungskräften, Projektleiter*innen, Betriebsrät*innen und vor allem den Beschäftigten selbst wurde ermittelt, worauf es ankommt, wenn man KI erfolgreich gestalten will – und woran viele Unternehmen scheitern. Die Menschen und ihre Erfahrungen mit KI standen dabei im Zentrum.
Darauf aufbauend wurden in den genannten Unternehmen Lösungen für eine nachhaltige Gestaltung von KI in vier Handlungsfeldern erarbeitet und erprobt: „Organisation und Arbeit“, „Beschäftigung und Qualifizierung“, „Beteiligung und Mitbestimmung“ sowie „Datenschutz“. Die Arbeit fand dabei in ergebnisoffenen Experimentierräumen statt, die der erfolgreich erprobten Methode der „Betrieblichen Praxislaboratorien“ folgten. Auf diese Weise wurde ein agiles, beteiligungsorientiertes und sozialpartnerschaftliches Vorgehen sichergestellt.
Um den Transfer der Erkenntnisse in die Praxis zu unterstützen, waren die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) als Transferpartner*innen beteiligt. Das umfasste z.B. die Mitwirkung am Wissenschafts-Praxis-Dialog des humAIn work lab.
Darüber hinaus begleitete das ISF München das Humain-Friendly-Automation-Netzwerk wissenschaftlich.
Projektergebnisse und Unterstützungsangebote für die Praxis
Im Ergebnis entstand eine Reihe wertvoller Hilfestellungen zum Einsatz von KI in der betrieblichen Praxis, die Unternehmen nutzen können:
- Die Publikation „Human Friendly Automation – Arbeit und Künstliche Intelligenz neu denken“ zeigt anhand von Entscheider*innen-Statements und Fallstudien aus verschiedensten Branchen und Unternehmensgrößen, wie sich KI menschenzentriert implementieren lässt.
- Die Broschüre „Künstliche Intelligenz erfolgreich einführen – Orientierungshilfen für Führungskräfte“ formuliert Anforderungen an Führungskräfte in den wichtigsten Handlungsfeldern und verweist auf weitere Handlungshilfen.
- Der „KI-Kompass für KMU – Ein Praxishandbuch für den betrieblichen Einsatz von KI“ zeigt kleinen und mittleren Betrieben, worauf bei der Einführung von KI zu achten ist und wie sie typische Herausforderungen bewältigen können.
- Die zentralen rechtlichen Aspekte beleuchtet die Publikation „KI-Einsatz im Betrieb – Antworten auf häufige Fragen zur KI-Mitbestimmung“. Sie richtet sich insbesondere an Beschäftigte und Betriebsräte.
- Die Broschüre „Analyse- und Evaluationskonzept für KI-Projekte – Data Driven Change Management mit dem Human-Friendly-AI-Index“ erläutert, wie der HFAI-Index genutzt werden kann, um Change-Prozesse in der Praxis zu gestalten.
So geht es mit humAin work lab weiter
Die Ergebnisse des Projekts werden auch nach Projektabschluss kontinuierlich in die Praxis transferiert. Neben den beteiligten Praxispartner*innen ist insbesondere das HFA-Netzwerk (Human Friendly Automation) ein wichtiger Multiplikator.
Steckbrief
Projektleitung:
- Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. (ISF) München (Prof. Dr. Tobias Kämpf, Barbara Langes, Prof. Dr. Andreas Boes)
Projektpartner*innen:
Forschung:
- ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft
- INPUT Consulting gGmbH
Praxis:
- IBM Deutschland GmbH
- Deutsche Telekom Service GmbH
- MICARAA GmbH
- Atruvia AG
Transfer:
- Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
- Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
Projektlaufzeit:
07.09.2020 – 31.12.2023