Mit der Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren auch die Rolle von PR- und Werbeagenturen verändert. „Kund*innen werden selbst schlauer, können sich selbst viele Dinge aneignen. Jetzt kommt noch verstärkt die KI dazu“, erklärt Jennifer Wegemund die Ausgangssituation vor dem Coaching. „Immer öfter macht beispielsweise die Assistenz der Geschäftsführung ein bisschen Marketing mit. Mit dem Smartphone kann inzwischen jeder Fotos machen, die man auch auf Plakatwände drucken lassen kann. Wir haben uns gesagt: Wenn wir uns jetzt nicht stärker positionieren, dann hat sich das demnächst mit der Agentur erledigt.“
Eine neue Unternehmensausrichtung und Spezialisierung mussten dringend her. Zunächst wollten Jennifer Wegemund und ihr Team mit Hilfe des Coachings herausfinden, was der Markt braucht und welche Position sie dabei einnehmen könnten. „Wir haben einfach geguckt, wo sind denn die Trends und was passt zu uns“, so Wegemund.
Der Weg ist das Ziel – ein neues Mindset entsteht
In der Agentur mit ihren 12 Mitarbeitenden und zwei Geschäftsführenden musste auch während des INQA-Coachings der Betrieb weiterlaufen. Eine Taskforce wurde ausgeschrieben. Beschäftigte aus verschiedenen Unternehmensbereichen und ein Auszubildender waren im Kernteam dabei. In einem Kickoff-Meeting mit allen Mitarbeitenden wurde zunächst das Ziel des Coachings kommuniziert. „Es war uns wichtig, alle miteinzubeziehen. Denn es bedeutete ja auch, dass die anderen etwas auffangen müssen, während wir an der Agentur arbeiten”, sagt Wegemund.
In den Beratungssessions nutze der Coach agile Methoden wie „Design Thinking“ und „Business Model Canvas“, um dem Kernteam zu Denkanstößen zu verhelfen. Dabei handelt es sich um kreative Methoden, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu vergleichen. Ein Teil des Design Thinkings ist es, direkt ins Gespräch mit potenziellen Kund*innen zu gehen. Unter dem Motto „Frag die, die es betrifft!“ ist das Team herausgegangen und hat Menschen interviewt, die der Zielgruppe entsprechen und ehrliche Antworten bekommen. Noch bevor das Unternehmen zu einer neuen Ausrichtung fand, haben die Mitarbeitenden etwas Elementares über sich selbst gelernt: „Wir haben gemerkt, dass wir sehr gut auf diese Kreativ-Methoden anspringen und konnten das Gelernte direkt umsetzen.“ Ein wichtiger Effekt des Coachings: Die Agentur setzt die erlernten Methoden, Ideen zu entwickeln nun auch bei ihren Kund*innen ein.
Eine Lernreise, die neue Wege aufzeigt
Auf ihrer Lernreise sind Jennifer Wegemund und ihr Team schließlich zu einer neuen Unternehmensausrichtung gelangt: Das Thema Nachhaltigkeit hat sie schon lange begleitet. Doch erst das Coaching hat ihnen die Augen geöffnet, dass daraus auch ein Geschäftsmodell werden kann. „Wir haben gemerkt, zum großen Teil machen wir das schon, z. B. wenn es darum geht, wo wir etwas drucken. Oder dass wir prüfen: Was muss wirklich produziert werden, was kann man auch digital machen“, erklärt die Geschäftsführerin.
In ihren Kommunikationstools haben sie Ideen gesammelt und sich gegenseitig Impulse gegeben. Am Ende mündete dies in der Gründung eines neuen Geschäftsbereichs. Dazu zählen u. a. nachhaltige Markenführung, Unterstützung bei Nachhaltigkeitsberichten und Beratung zu nachhaltiger Kommunikation.
Eine der größten Herausforderungen: alle mitnehmen
Der Coaching-Prozess war nicht immer einfach für den kleinen Betrieb. Die Herausforderung bestand darin, auch die mitzunehmen, die nicht in der Taskforce waren und klarzumachen, dass es um Arbeitsmethoden für die Zukunft geht.
„Man muss realistisch sein und wissen, was das für ein kleines Team an zusätzlichem Aufwand und Stress bedeutet. Manchmal gab es schon von dem ein oder anderen einen Spruch: In der Zeit, wo ihr euren Workshop macht, bleiben andere Sachen liegen. Oder: Was soll ich dem Kunden sagen? Jetzt wissen wir, es hat sich gelohnt, wir verdienen inzwischen mit Kreativworkshops Geld“, sagt Wegemund.
Rückblickend hat das Coaching in ihren Augen das wichtige Signal ans gesamte Team gesendet, dass man sich als Unternehmen weiterentwickelt, sich neu erfindet und eigene Werte definiert. Die Agentur hat einen Wertekodex formuliert, den alle Mitarbeiter*innen unterschrieben haben. Darin ist festgehalten, wie das Team nach innen und außen auftritt, z. B. dass es Vielfalt und Chancengleichheit fördert und im Umgang mit Kund*innen gegenseitige Wertschätzung wichtig ist. Den Schwerpunkt Nachhaltigkeit möchte echtgut Markeninszenierung noch stärker als Geschäftsmodell umsetzen sowie die Kreativ-Workshops ausbauen und weiter verbessern. Wegemund hat nun weniger Sorge, wenn sie an die Zukunft denkt: „Wir haben uns auf den Weg gemacht. Ich weiß jetzt, dass wir Methoden haben, um uns für jedes neue Thema gut aufzustellen.“