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  • Die fortschreitende Digitalisierung erfordert einen hohen Organisationsaufwand und stellt neue Anforderungen an die Qualifikationen der Mitarbeiter*innen.
  • Mitarbeiterbeteiligung und Mitbestimmung sind zentrale Faktoren, um den Herausforderungen dieser Veränderungen zu begegnen und gleichzeitig die Motivation der Belegschaft zu fördern.
  • Phoenix Contact und die Deutsche Bahn zeigen, wie eine zeitgemäße Umsetzung von Mitbestimmung im Betrieb gelingen kann.

„Nichts über uns ohne uns!“ – dieser Grundsatz der Mitbestimmung ist hochaktuell. Denn in einer sich wandelnden Arbeitswelt, in der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt sind, ist es entscheidend, Mitarbeiter*innen einzubinden. Unternehmen, die ihre Belegschaft aktiv in Entscheidungsprozesse integrieren, profitieren von höherer Motivation, Kreativität und Identifikation mit dem Unternehmen.

Doch wie gelingt diese Mitgestaltung im betrieblichen Alltag? Wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter*innen zu Mitgestalter*innen machen und von ihren Ideen profitieren? Anhand von zwei Praxisbeispielen – Phoenix Contact und Deutsche Bahn – zeigt INQA, wie Mitbestimmung im Wandel funktioniert und wie Unternehmen und Mitarbeiter*innen gemeinsam die Arbeitswelt von morgen gestalten.

Durch Mitbestimmung die Mitarbeitermotivation steigern: das Elektronikunternehmen Phoenix Contact

Wie unzählige andere Unternehmen befindet sich auch der Elektroniksysteme-Hersteller Phoenix Contact mitten in der digitalen Transformation. Bereits 2015 gründete das Unternehmen mit Hauptsitz im westfälischen Blomberg daher die Initiative „Auf zu neuen Welten – Industrie 4.0 bei Phoenix Contact“. Ein zentrales Ziel dabei: den Mitarbeiter*innen durch Mitbestimmung die Angst vor der Digitalisierung zu nehmen und so auch die Mitarbeitermotivation zu stärken. Der Weg: die Beschäftigten in jedem einzelnen Veränderungsschritt einbeziehen und mitnehmen.

Dem Unternehmen eine Vision geben

Am Anfang steht die digitale Vision: Wo will der Betrieb hin? Das hat Phoenix Contact in seiner Initiative „Auf zu neuen Welten“ festgehalten. Zuvor holte es sich auch Hilfe bei externen Trendforscher*innen, um herauszufinden, wie die Arbeitswelt in 10 bis 20 Jahren aussehen könnte.

Beschäftigte intensiv informieren
Gemeinsam mit dem Betriebsrat informieren Unternehmens- und Personalleitung u. a. auf Betriebsversammlungen über den Stand und die geplanten Schritte. Eigene Informationsveranstaltungen gibt es für Führungskräfte. Zudem wird regelmäßig in der Mitarbeiterzeitung und im Intranet über die aktuellen Entwicklungen berichtet.
Die Beschäftigten mitgestalten lassen

Zuerst in einem Pilotbereich, dann auch in anderen Abteilungen: In Workshops mit kleineren Gruppen erarbeiten die Beschäftigten, wie ihre Bereiche digitaler werden können, was das für ihre täglichen Arbeitsabläufe bedeutet und welche Qualifizierungdazu benötigt wird.

Qualifizierungsangebote für alle Mitarbeiter*innen
Von IT-Schulungen bis zu Projektmanagement-Kursen: In einem eigens gebauten Bildungszentrum können sich alle Beschäftigten weiterbilden – worin, bestimmen sie selbst. Neben digitalen Kenntnissen werden dabei auch Soft Skills und Führungskompetenzen vermittelt.

Wie Mitarbeiter*innen die digitale Transformation mitgestalten Geschäftsführer Olesch über die Mitbestimmung bei Phoenix Contact

Mitbestimmung bei der Deutschen Bahn: So geht das im Großkonzern

Vor enormen Herausforderungen durch die Digitalisierung steht auch die Deutsche Bahn. Arbeitsprozesse und Marktanforderungen ändern sich stetig. Das hat Auswirkungen auf die die bestehenden Betriebsabläufe – und birgt zugleich Gestaltungspotential, um die Mitarbeitermotivation zu steigern und den Erwartungen der Beschäftigten nach mehr Individualität Rechnung zu tragen. Mit diesen sich ändernden Rahmenbedingungen geht der Konzern offen um und erkannte für sich, dass das auch bedeutet, Raum für neue Modelle der Zusammenarbeit zu schaffen und die Formen der Mitarbeiterbeteiligung hierauf anzupassen. Die DB rief daher das Projekt „Mitbestimmung PLUS“ ins Leben und fragte bei der Belegschaft konkret nach, wie die Mitbestimmung von morgen aussehen soll, um Bewährtes zu bewahren und zugleich Gestaltungs- und Experimentierräume für Neues zu ermöglichen.

Ideenfindung durch Mitarbeiterbefragung

Eine Befragung der Mitarbeiter*innen gab eine erste Richtung vor. Rund 150 Vorschläge brachten Beschäftigte aus allen Konzernbereichen ein. Wo besteht Handlungsbedarf? Wie wollen wir in Zukunft zusammenarbeiten?

Auswahl durch paritätisch besetzte Jury

Eine paritätisch besetzte Jury, bestehend aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter*innen, analysierte die Vorschläge und wählte die mit dem größten Anwendungspontential für alle Unternehmen des Konzerns aus.

Einsetzen einer Arbeitsgruppe

Die zehn besten Ideengeber*innen wurden zur Mitarbeit in eine Arbeitsgruppe eingeladen, um weiter an den Ideen zu arbeiten. Dabei wurde auch für die eigene Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe eine Mitbestimmungskultur festgelegt.

Entwicklung von Prototypen

Aus den Vorschlägen entwickelte die Arbeitsgruppe Prototypen zur Mitbestimmung, die im gesamten DB-Konzern umgesetzt werden sollen. Die Themen umfassen z. B. Digitalisierung von Mitbestimmungsprozessen, neue Mitbestimmungsformate, Rollenverständnis bei der Zusammenarbeit oder die direkte Beteiligung der Beschäftigten.

Externe Prozessbegleitung und Evaluation

Zwei externe Partner*innen unterstützen die Arbeitsgruppe: Ein professioneller Prozessbegleiter beobachtet den Prozess von außen und übt Kritik, wo nötig.

IT unterstützt die Mitbestimmungsprozesse

Im gesamten Prozess setzt die Deutsche Bahn auch auf die Einbeziehung moderner IT-Lösungen. So hat die paritätisch besetzte Arbeitsgruppe zusammen mit einem Softwareunternehmen eine IT-Anwendung entwickelt, mit deren Hilfe der administrative Teil des Beteiligungsprozesses digital unterstützt und entbürokratisiert wird. Rechtssicher und datenschutzkonform werden Prozessschritte digitalisiert und dadurch Zeit und Raum für die Betriebsparteien vor Ort gewonnen. Gemeinsam mit mehreren Betrieben wurde die Anwendung GrIT („Gremienkommunikation IT-gestützt“) in zwei Stufen pilotiert. Anschließend soll das System – entsprechend dem Credo der Arbeitsgruppe „Überzeugen statt anzuordnen“ – im gesamten Konzern auf optionaler Basis zum Einsatz kommen.

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