Kompetenz 3 Minuten Lesezeit Künst­li­che In­tel­li­genz hilft beim be­trieb­li­chen Ler­nen Startseite Angebote INQA-Experimentierräume Praxisbeispiele
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  • Der INQA-Experimentierraum NAWID ermöglicht die Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstitutionen und Unternehmen unter ständiger Einbeziehung der Beschäftigten und des Betriebsrates.
  • Im Projekt werden die Einführung und Nutzung von KI-basierten Assistenz- und Wissensdiensten in betrieblichen Experimentierräumen erprobt.
  • Bei Airbus entsteht eine neue Lernumgebung, in der Mitarbeiter*innen Hinweise von KI-basierten Assistenzsystemen erhalten, und zwar in Echtzeit.
  • Das Praxisbeispiel zeigt, dass die Umsetzung von neuen Technologien nur in enger Zusammenarbeit mit den Beschäftigten erfolgen kann.

Künstliche Intelligenz ist aus unserem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Doch die Nutzung von neuen Technologien im betrieblichen Kontext ist oft mit Ängsten und Unsicherheiten der Beschäftigten verbunden. Die Erfahrung bei Airbus zeigt: Um neue technische Lösungen erfolgreich einzuführen, lohnt es sich, die Mitarbeiter*innen in den Prozess einzubinden.

NAWID: ein sozialpartnerschaftliches Forschungsprojekt

Die Abkürzung NAWID steht für „Nutzung KI-basierter Assistenz- und Wissensdienste in unternehmensspezifischen Bildungsräumen unter Berücksichtigung heterogener Wertewelten im demografischen Wandel“. Das Förderprojekt unterstützt Unternehmen und Beschäftigte dabei, den digitalen Wandel mitzugestalten, die digitale Kompetenz zu erhöhen und die Arbeitsqualität zu verbessern. Hierfür untersucht das Projekt modellhaft die Einführung und Nutzung von Assistenz- und Wissensdiensten, die auf künstlicher Intelligenz basieren, und legt besonderes Augenmerk auf demografische Faktoren in den Belegschaften. Die intelligenten Assistenz- und Wissensdienste werden in zwei betrieblichen Experimentierräumen – bei Airbus und Festo Didactic – erprobt. Dabei findet ein intensiver sozialpartnerschaftlicher Austausch sowohl innerhalb der Unternehmen als auch unternehmensübergreifend statt.

Wie wird künstliche Intelligenz in der betrieblichen Bildung eingesetzt?

Das Projekt NAWID ermöglicht individuelle Lern- und Weiterbildungswege in Betrieben. Ein gutes Beispiel dafür sind die innovativen Assistenzsysteme, die bei Airbus zum Einsatz kommen, um das Training in der Montage des Klimarohrsystems für den Flugzeugtyp A320 zu optimieren. Es steht dabei viel auf dem Spiel, denn die Arbeit in der Fertigungshalle ist äußerst anspruchsvoll und erfordert viel Präzision. Um den Lernprozess zu optimieren und zu beschleunigen, wird nun erprobt, inwiefern sich die Lernerfolge durch neue KI-basierte Systeme verbessern lassen.

Wie das funktioniert? Das praktische Training bildet die manuelle Installation des A320-Klimarohrsystems ab. Als Explorationsobjekt wird ein physischer Demonstrator zur Nachbildung des Rohrsystems verwendet, der sich in der sogenannten Airbus Learning and Exploration Factory befindet. An diesem Ort wird den Trainingsteilnehmenden eine individuelle Begleitung und Lernunterstützung in Echtzeit geboten, indem sie Arbeitsanweisungen und Hilfestellungen per Tablet erhalten.

Das Besondere an dem System ist, dass die Software die Umgebung per Video erkennt und reagiert, sobald ein größerer oder geringerer Assistenzbedarf erkannt wird. Die Lerninhalte werden in Echtzeit an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden angepasst. Weil das System so flexibel ist, sind die Schulungen für alle Mitarbeiter*innen geeignet.

Information und Aufklärung sind zentrale Erfolgsfaktoren

Die neue Technik hat viele Vorteile: Die KI-gestützten Schulungen sind schneller und effizienter. Doch wie reagieren die Beschäftigten?

NAWID: Jan Balcke im Interview

Jan Balcke war bis Anfang 2021 Projektleiter im Bereich „Human Relations 4.0“ bei Airbus. Seine Erfahrungen zeigen, dass Airbus-Mitarbeiter*innen sehr offen gegenüber neuen Technologien sind. Aber gleichzeitig gilt: Die Belegschaft will stets involviert sein und verstehen, was mit den Videodaten passiert, die an die Software übermittelt werden. Aus diesem Grund spielen Kommunikation und Transparenz eine zentrale Rolle in dem Prozess.

Der sozialpartnerschaftliche Aspekt des NAWID-Projektes bedeutet, dass sowohl die Beschäftigten als auch der Betriebsrat stets einbezogen werden. Die Teilnehmenden arbeiten in interaktiven und multifunktionalen Teams zusammen, der Arbeitsfortschritt wird im Zuge des Projektes im engen Austausch mit der Belegschaft evaluiert. Die Perspektive der Teilnehmenden fließt dabei in zukünftige Projekte ein.

„Ein Verständnis für die neue Technologie schaffen“

Auch der externe Partner Synergeticon hat passende Lösungen gefunden, um den Beteiligten die Angst vor neuen Technologien und vor Datenmissbrauch zu nehmen. Im NAWID-Projekt hatte Synergeticon die Möglichkeit, mit mehreren Partnerinstitutionen aus der Wissenschaft und Industrie an einer Co-Innovation zu arbeiten. Das Ergebnis: die technische Kameralösung, die während der Schulung bei Airbus verwendet wird.

Das Start-up setzte auf Transparenz und demonstrierte, wie die Technologie eingesetzt wird, um die Privatsphäre der beteiligten Personen zu schützen. Das Unternehmen hat von Anfang an Workshops mit den Beteiligten organisiert, um ihre Bedürfnisse zu ermitteln. Die Ideen der Mitarbeiter*innen wurden in die Software integriert. So hat das Start-up es geschafft, die Ängste der Nutzer*innen auszuräumen und die Software so zu gestalten, dass Datenmissbrauch nicht möglich ist.

NAWID: David Küstner im Interview

Dabei ist eins von zentraler Bedeutung: Die Systemeinstellung „Ghost Mode“ macht es möglich, alle personenbezogenen Daten der Beschäftigten zu anonymisieren und die Identifizierung der Mitarbeiter*innen auszuschließen. Das Programm scannt das Kamerabild, erkennt unverzüglich menschliche Umrisse und graut jedes Körperteil einer Person im Bild sofort aus. Dadurch ist zu keinem Zeitpunkt ein Mensch auf dem Kamerabild erkennbar. Die Anonymisierung der Videodaten ist einerseits auf die rechtlichen Vorgaben und die Datenschutz-Grundverordnung zurückzuführen. Andererseits entspricht dieses Vorgehen den Bedürfnissen und Wünschen der Beschäftigten und des Betriebsrates. Es werden nur die Daten übermittelt, die notwendig sind, um mithilfe des Systems einen tatsächlichen Mehrwert zu liefern. Der Mensch wird in der Analyse nicht betrachtet, jegliche Leistungskontrolle ist ausgeschlossen.

Das Projekt bei Airbus zeigt deutlich: Es geht nicht darum, der Belegschaft neue Technologien überzustülpen. Kommunikation, Transparenz und Partizipation sind wichtig, um die Beschäftigten davon zu überzeugen, dass die Systeme für sie und nicht gegen sie verwendet werden. Denn alle Beteiligten verfolgen das gleiche Ziel: die Lernumgebung neu zu gestalten und zu verbessern, die Lernzeiten zu verkürzen und Fehler zu reduzieren.

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