Chancengleichheit ist und bleibt eines der großen Themen der Arbeitswelt. Seit Jahrzehnten steigt der Anteil der berufstätigen Frauen. Doch obwohl sich die Quote der erwerbstätigen Frauen mit 73,6 Prozent im Jahr 2023 der Erwerbstätigenquote der Männer mit gut 80 Prozent weiter annäherte, gibt es im Arbeitsalltag immer noch große Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Diese zeigen sich in den Bereichen Gehalt, Arbeitszeit und Führung. Gilt es, Familie und Beruf zu vereinbaren, werden die geschlechterspezifischen Unterschiede noch größer: So arbeiten 67 Prozent der Mütter in Teilzeit, aber nur neun Prozent der Väter.
Seit 2016 soll das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen die Situation am Arbeitsmarkt verbessern. 2021 trat ergänzend das Zweite Führungspositionen-Gesetz in Kraft. Damit gelten fixe Quoten für den Frauenanteil in Aufsichtsräten von börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen. Viele Betriebe sind seitdem aktiv geworden. Doch wie nehmen Beschäftigte diese Unterstützung wahr? Und wo gibt es noch Hürden?
Aktuelle Zahlen zeigen: Frauen besetzen seltener Führungspositionen
Auch heute noch arbeiten Frauen deutlich weniger in Leitungspositionen. Nur knapp jede dritte Führungskraft war im Jahr 2023 weiblich (28,7 Prozent). Wenn Frauen eine Führungsrolle übernehmen, sind sie in der Regel zweieinhalb Jahre älter als Männer und leiten im Schnitt 18 Mitarbeiter*innen weniger als ein Mann in vergleichbarer Funktion. Auch die beruflichen Präferenzen unterscheiden sich stark. Während im Gesundheitsbereich fast 80 Prozent Frauen arbeiten, sind es im Fertigungsbereich nur 9 Prozent. Ebenso unterschiedlich ist auch die Geschlechterverteilung nach Funktionsbereichen: Während die Männer in Produktion, Dienstleistung und Services sowie Vertrieb und Marketing dominieren, ist der Anteil beider Geschlechter in der Verwaltung beinahe ausgeglichen.
Das sagen Frauen über Gleichstellungsmaßnahmen
Nach eigenen Aussagen nehmen Frauen seltener an beruflichen Weiterbildungen teil – vor allem diejenigen, die in Teilzeit arbeiten und keine Vorgesetztenfunktion innehaben. Diese fühlen sich daher auch weniger gefördert als Männer. Die Anzahl der Mitarbeitergespräche ist bei Mann und Frau meist gleich, die Gespräche der in Teilzeit arbeitenden Frauen sind jedoch häufig kürzer. Auch bei der Personalführung erleben Frauen Unterschiede. So fühlen sich weibliche Vorgesetzte bei Beförderungen oder Gehaltserhöhungen häufiger benachteiligt gegenüber Männern in gleicher Funktion. Verschiedene Studien haben zudem ergeben, dass sich Frauen im Vergleich zu Männern oftmals weniger zutrauen. Da dies aber eine wichtige Voraussetzung dafür ist, eine Führungsposition anzustreben, kann Gleichstellung zum Beispiel an dieser Stelle ansetzen.
Maßnahmen, um Frauen in Führungspositionen zu bringen
Ein Viertel der Unternehmen will nach eigener Aussage mehr Frauen in Führungspositionen beschäftigen, wobei eher größere als kleinere Betriebe dieses Ziel aktiv verfolgen. Die Chancen, dass eine Frau an die Spitze eines Betriebes steigen kann, sind von Branche zu Branche verschieden, und hängen meist davon ab, wie viele Frauen dort im Allgemeinen beschäftigt sind.
Mehr Chancengleichheit und eine bessere Frauenquote auf der Führungsebene sind heute erklärte Ziele im deutschen Management. Aber mit welchen Maßnahmen verfolgen Betriebe diese Zielsetzung? Die Hälfte der Unternehmen schafft dafür flexible Arbeitszeitmodelle, knapp ein Drittel bietet spezielle Weiterbildungsmaßnahmen an. Um weibliche Führungskräfte stärker zu fördern, nutzen einige Betriebe zudem Mentoringprogramme sowie eigens entwickelte Frauenförderpläne.
Die Förderung von Chancengleichheit in der Betriebspraxis
Frage an die Betriebe: Mit welchen Maßnahmen verfolgen Sie dieses Ziel?
50% Flexible Arbeitszeitmodelle
23% Aufstiegsmöglichkeiten auch für Teilzeitbeschäftigte
31% Spezielle Weiterbildungsmaßnahmen
20% Quantitatives Ziel für den Anteil an Frauen in Führungspositionen
16% Mentoringprogramme
12% Frauenförderpläne
34% Andere Maßnahmen
Unternehmen, die gezielt den Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen wollen, bieten Frauen deutlich häufiger die Möglichkeit zur Weiterbildung. Kurzum: Viele kleine und mittlere Betriebe sind heute schon sehr aktiv in Sachen Gleichstellung. Auch Sie können einiges tun! Welche Maßnahmen es gibt und wie sich diese auswirken können, erfahren Sie im Monitor „Chancengleichheit von Frauen und Männern am Arbeitsplatz“.
Hier finden Sie mehr Informationen zum Thema Gleichstellung am Arbeitsmarkt und den rechtlichen Grundlagen.