Wie können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) junge Geflüchtete einstellen und sie erfolgreich integrieren? Und wie finden Geflüchtete eine Arbeit oder eine Ausbildung, die zu ihnen passt? Die Willkommenslotsen sind dafür da, beide Seiten zusammenzubringen. Sie beraten, vermitteln und vernetzen bundesweit Betriebe und Geflüchtete. Sie zeigen auch, wie betriebliche Integration nachhaltig gelingen kann. Ihr Ziel ist es, möglichst viele Unternehmer*innen dafür zu sensibilisieren, dass Menschen mit Fluchthintergrund langfristig eine Bereicherung für die Betriebe sind – als Auszubildende und als Fachkräfte. Denn wer Vielfalt im Unternehmen fördert, hat auch bei Fachkräftesicherung, beim Gewinnen neuer Kund*innen oder Recruiting bessere Chancen. Seit 2016 haben die Willkommenslotsen bundesweit rund 29.000 Vermittlungen erzielt.
Willkommenslotsen sind regional gut vernetzt
Auch nach der Vermittlung von Auszubildenden oder Mitarbeitenden sind Willkommenslotsen weiterhin für die Unternehmen da. Durch die Anbindung an regionale Kammern oder andere Wirtschaftsorganisationen sind sie vor Ort gut vernetzt. Sie beraten über Möglichkeiten einer Förderung und helfen bei Fragen zu Aufenthaltsstatus, Qualifikationsbedarf und Sprachförderung. Für viele Geflüchtete ist die deutsche Sprache eine echte Herausforderung. Damit mangelnde Deutschkenntnisse nicht zu einem Einstellungshindernis werden, brauchen sie schnelle Lernerfolge. So können sie sich gut in ihr Arbeitsumfeld integrieren. Willkommenslotsen vermitteln berufsbezogene Sprachangebote in der Region. Auszubildende mit Migrationshintergrund haben Anspruch auf eine Förderung über die Berufssprachkurse (BKS), die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert werden. Dieses Angebot ist für die Geflüchteten kostenlos.
Praxisbeispiel Metallbau Windeck GmbH: Auszubildende sprachlich und fachlich fördern
Wie wichtig gute Sprachkenntnisse für den Berufseinstieg sind, zeigt das Praxisbeispiel der Firma Metallbau Windeck GmbH in Brandenburg. Mithilfe eines Willkommenslotsen der Handwerkskammer Potsdam stellte das Unternehmen zwei junge Geflüchtete aus Kamerun und dem Iran ein. Einer erhielt aufgrund guter Deutschkenntnisse schnell einen Ausbildungsvertrag für den Beruf des Metallbauers. Der andere junge Mann startete mit einer Einstiegsqualifizierung (EQ) – einem Langzeitpraktikum von sechs bis zwölf Monaten – um sich im Arbeitsalltag sprachlich weiterzuentwickeln und wichtige Fachbegriffe für die Berufsschule zu erlernen. Denn die ist anspruchsvoll! Für die Zeit der Berufsausbildung beantragte das Unternehmen ausbildungsbegleitende Hilfe (abH). So erhielt der junge Mann während der Berufsausbildung drei bis acht Stunden Förderunterricht pro Woche. Fazit: Wer als Betrieb eine Willkommenskultur entwickelt und Auszubildende sprachlich fördert, kann langfristig qualifizierte Beschäftigte gewinnen und halten.
Ausbildungs-Matching online
Seit Corona nutzen die Willkommenslotsen verstärkt digitale Kommunikationswege für ihre Vermittlungsarbeit. Über die sozialen Medien, bei virtuellen Ausbildungsmessen, Video-Konferenzen oder beim Online-Speed-Dating möchten sie Geflüchtete und Betriebe zusammenbringen. Mit Erfolg: Im Jahr 2022 haben sie über 1.000 Geflüchtete in eine Beschäftigung gebracht.
Die Willkommenslotsen sind ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und werden in ihrer Arbeit von dem NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF) unterstützt. Seit 2024 sind die Willkommenslotsen mit dem Programm "Passgenaue Besetzung" in einer gemeinsamen Förderrichtlinie zusammengeführt.