„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, schrieb der Dichter Hermann Hesse. Und diesen Zauber spüren die meisten am 1. Januar ganz deutlich. Doch verfliegt die Magie oft schnell, wenn der Alltagsstress erst einmal eingesetzt hat. Das gilt auch am Arbeitsplatz. Dabei bietet der Jahresanfang die Chance, Dinge wirklich einmal anders anzugehen; zum Beispiel im Hinblick auf die vor uns liegenden Aufgaben. Wie kann ich dazu beitragen, dass es ein gutes Arbeitsjahr wird – für mich selbst und für das Unternehmen?
Planung ist das A und O
„Eine realistische Planung ist das A und O“, sagt Reinhild Fürstenberg, Gründerin und Geschäftsführerin des Fürstenberg Instituts, das Unternehmen und Organisationen berät und dabei unterstützt, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter*innen und Führungskräfte nachhaltig zu verbessern. Die diplomierte Gesundheitswissenschaftlerin empfiehlt allen – egal ob Mitarbeiter*in, Führungskraft oder Betriebsinhaber*in –, sich zu Jahresbeginn Zeit zu nehmen und einen Überblick zu verschaffen, was in den kommenden zwölf Monaten ansteht. Sprich: Welche Projekte sind mit welchen Prioritäten geplant? Was kommt an Basisarbeit hinzu? Welchen Puffer benötige ich für unvorhergesehene Jobs? Wichtig ist: Setzen Sie sich realistische Ziele!
Bevorstehende Aufgaben einschätzen und Puffer einplanen
Wenn alles klar ist, geht es an die Zeitplanung: Wie viele Stunden, Tage oder Wochen brauche ich bzw. benötigt mein Team, nach Absprache, in etwa für die einzelnen Aufgaben? Wem es schwer fällt, den eigenen Zeitverbrauch realistisch einzuschätzen, für den hat Fürstenberg eine leichte Methode parat: „Nehmen Sie zwei durchschnittliche Wochen und notieren Sie täglich, was Sie gemacht und wieviel Zeit Sie dafür gebraucht haben.“ Überraschungen seien dabei oft vorprogrammiert, denn, so Fürstenberg, „viele Menschen stellen fest, dass sie weniger effizient sind als sie denken. Dass sie zum Beispiel dazu neigen, Dinge zu beginnen, ohne sie zu beenden. Dass sie vergessen, Pausen einzuplanen, oder freie Zeiten, in denen sie ihre Aufgaben abarbeiten können.“ Wer jedoch Pausen und besprechungsfreie Blöcke einplant, fühlt sich nicht so schnell erschöpft und schafft die Arbeit besser.
Gute Führungskräfte motivieren ihre Mitarbeiter*innen
Führungskräfte sind doppelt gefordert: Sie müssen nicht nur ihre eigenen Aufgaben bewältigen, sondern auch ihre Mitarbeitenden unterstützen und bei Laune halten. „Hier sind Klarheit, Transparenz und gute Struktur sehr wichtig“, erklärt Fürstenberg. „Machen Sie klare Vorgaben – und zwar auch dann, wenn diese von Seiten des Unternehmens fehlen. Planen Sie, so gut es geht.“ Ganz wichtig: In der Jahresplanung sollten auch Projekte enthalten sein, für die man sich begeistert und bei denen das Team gut mitgenommen werden kann. Damit der frische Elan der Mitarbeitenden nicht gleich wieder erlahmt, ist neben einer strukturierten Arbeitsweise die Motivation wichtig – und die funktioniert über Wertschätzung und ehrliches Lob.
Allzu oft agierten Führungskräfte noch gemäß dem uralten Motto „Nicht gemeckert ist genug gelobt“ – und verschenken damit ein wertvolles (und kostenfreies) Mittel, um Motivation und Bindung ihrer Mitarbeiter*innen zu fördern.
Gute Vorsätze lassen sich einhalten
Ob im privaten oder im beruflichen Kontext: Gute Vorsätze sind oft nicht von Dauer. Eine schwedische Studie zeigt jedoch, welche wichtige Rolle es spielt, wie wir die Vorsätze formulieren. Wissenschaftler*innen der Universitäten von Stockholm und Linköping hatten mehr als 1.000 Freiwillige in drei Gruppen eingeteilt und untersucht, wie sie ihre an Silvester 2017 getroffenen Vorsätze einhalten konnten. Am erfolgreichsten waren dabei die Proband*innen, die sich „Annäherungsziele“ gesetzt hatten. So bezeichnen Psycholog*innen Ziele, mit denen etwas Neues in den Alltag eingeführt werden soll („Ich werde täglich Yoga machen“). So genannte „Vermeidungsziele“ („Ich werde weniger Süßkram essen“) waren hingegen schwieriger zu erreichen. Der Grund liegt in der Natur des Menschen: Es ist einfacher, etwas konkret zu machen, als es zu unterlassen. Fazit: Gute Vorsätze sollten mit den Worten „Ich werde damit anfangen …“ beginnen.
Zwei konkrete Tipps für einen guten Start
Zum Thema gute Vorsätze hat auch Reinhild Fürstenberg noch zwei konkrete Tipps: „Bauen Sie das, was Sie sich vorgenommen haben, sofort in Ihre Tagesstruktur ein. Forschungen haben gezeigt, dass man etwas 70 Mal getan haben muss, bevor es zur Gewohnheit wird. Und: Fangen Sie klein an!“ Soll heißen: Lieber den Arbeitstag ausklingen lassen und erst mal nur fünf Minuten statt 25 joggen, und dann langsam steigern. So haben Ihre guten Vorsätze auch eine Chance, gegen den inneren Schweinehund zu bestehen.