Führung 3 Minuten Lesezeit Nach der Pan­de­mie: 6 Lear­nings zum Ar­bei­ten im Ho­me­of­fi­ce Startseite Themen Führung Führungskultur
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Zu Beginn der Coronavirus-Pandemie mussten viele Beschäftigte von einem Tag auf den anderen im Homeoffice arbeiten. Das war eine Herausforderung für Unternehmen und Beschäftigte. Ist in der anhaltenden Pandemie diese Form des Arbeitens das neue „Normal“? Die Expert*innen der Online-Veranstaltung zum Thema mobiles Arbeiten sind überzeugt: Mobiles Arbeiten ist auf jeden Fall ein zentrales Element einer zukunftsgerichteten Unternehmenskultur.

Noch nie war Homeoffice so verbreitet wie in der anhaltenden Pandemie. Um praktische Erfahrungen auszutauschen und zu diskutieren, welche Rolle Homeoffice und mobiles Arbeiten auch in Zukunft spielen können, trafen sich Expert*innen zum Auftakt der dreiteiligen virtuellen NAWID-Impulsreihe des INQA-Netzwerkes Das Demographie Netzwerk e. V. (ddn). Das bundesweite Netzwerk setzt sich mit der Arbeitswelt der Zukunft unter besonderer Berücksichtigung des demografischen Wandels auseinander.

Weniger Stress führt zu besseren Arbeitsergebnissen

„Mobiles Arbeiten ermöglicht mehr Selbstbestimmtheit“, stellte Dr. Julia Borggräfe fest. Im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) leitet sie die Abteilung Digitalisierung und Arbeitswelt. „Wenn eine Mitarbeiterin sich zweimal in der Woche den Weg zur Arbeit sparen kann, weil sie von zu Hause aus arbeitet, hat sie weniger Stress. Unsere Erfahrungen zeigen: Wer weniger Stress hat, ist produktiver und erbringt bessere Arbeitsergebnisse.“ Dabei betonte die Juristin, dass Homeoffice nicht das Gleiche sei wie mobiles Arbeiten: Die Möglichkeit, an unterschiedlichen Orten tätig werden zu können, erhöhe die Flexibilität und damit die Attraktivität des Nicht-im-Büro-Arbeitens.

Vereinsamung im Corona-Homeoffice

Auch Andreas Scholz, Vorsitzender des Betriebsrats der Deutschen Lufthansa AG Frankfurt (Boden), berichtete von überwiegend positiven Erfahrungen mit der Option, mobil zu arbeiten. Das habe sich aber im vergangenen Jahr verändert, als viele Kolleg*innen aufgrund der Pandemie plötzlich und unvorbereitet von zu Hause aus tätig sein mussten. „Seit 2015 gibt es für einen Teil der Büroangestellten die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Das Thema Gesundheit tauchte hier früher so gut wie nie auf“, sagte Scholz. Seit dem Corona-Homeoffice würden viele Beschäftigte unter Vereinsamung leiden, weil sie keinen direkten Kontakt zu Vorgesetzten und Kolleg*innen hätten. „Auch die fehlende räumliche Abwechslung macht vielen zu schaffen. Jetzt melden sich viel mehr Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice bei der Sozialberatung oder dem medizinischen Dienst – viele davon haben auch noch eine Doppelbelastung durch Homeschooling.“

Zu viele Zoom-Konferenzen werden als Belastung erlebt

Mit den Schattenseiten des Homeoffices beschäftigt sich auch die Expertin und INQA-Botschafterin Prof. Dr. Jutta Rump. Die Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) in Ludwigshafen hat 2020 mit „Zoom Fatigue“ eine Studie veröffentlicht, die die Folgen der vielen digitalen Meetings in Corona-Zeiten untersuchte. Rund 60 Prozent der Befragten im Homeoffice gaben an, die Online-Termine zumindest teilweise als Belastung zu erleben. Dies könne bei den Betroffenen zu Konzentrationsstörungen, Fahrigkeit, erhöhter Reizbarkeit und anderen Folgeerscheinungen führen, heißt es in der Studie. „Das Homeoffice kann gesundheitsfördernd sein, wenn es zu weniger Stressbelastung führt“, sagte Prof. Rump. „Aber die Bedingungen müssen stimmen und das ist in der Corona-Zeit häufig nicht der Fall. Wichtig ist zum Beispiel die richtige Mischung zwischen Präsenzarbeit und Homeoffice.“

Im Homeoffice ist gute Selbstorganisation gefragt

Im Online-Chat der Veranstaltung beklagte ein Teilnehmer, dass die wünschenswerte Trennung von Arbeit und Privatleben im Homeoffice schwieriger werde und zusätzlichen Stress mit sich bringe. „Auch mir fehlen an langen Tagen im Homeoffice die Anschlagpunkte und es passiert, dass ich mich frage, welcher Wochentag gerade ist“, erwiderte Prof. Jutta Rump. Wichtig sei eine gute Selbstorganisation und die Fähigkeit, den Arbeitstag abzuschließen, auch wenn noch nicht alles erledigt sei. Dazu könnten Unternehmen ihren Beschäftigten auch Trainings anbieten, wenn erforderlich. Dies sei in Zeiten von Corona bisher meist zu kurz gekommen.

Auf die Unternehmenskultur kommt es an

Arbeiten im Homeoffice sei keineswegs nur für Beschäftigte eine ungewohnte und zum Teil belastende Situation, betonte Dr. Julia Borggräfe: „Auch für Führungskräfte ist es eine Herausforderung, wenn das Team nicht mehr physisch präsent ist. Bei manchen löst das Angst vor Kontrollverlust aus.“ In vielen Betrieben zahle es sich jetzt aus, dass man schon vor Corona eine Unternehmenskultur aufgebaut habe, die auf Vertrauen und geteilter Verantwortung basiere. Wer auf Hierarchie und Kontrolle setze, dem falle Führung auf Distanz oft schwerer. „Wichtig ist – sowohl für Angestellte als auch für Führungskräfte – dass es im Unternehmen Räume gibt, schwierige Situationen anzusprechen, die durch das verteilte Arbeiten entstehen. Was wir erleben, ist ein klassischer Change-Prozess und der sollte gut begleitet sein.“

Die Politik kann nicht alle Punkte regeln

Das engagierte Publikum stellte zahlreiche Fragen – zum Beispiel, wie eine gute zeitliche Mischung von Präsenz- und mobiler Arbeit aussehen könnte. Eine pauschale Antwort dazu gebe es nicht, erwiderte Dr. Julia Borggräfe. „Manche Betriebe vereinbaren drei Tage Büro, zwei Tage Homeoffice. In anderen Unternehmen ist die Aufteilung zwei zu drei oder vier zu eins.“ Idealerweise handele das jeder Betrieb, jede Abteilung individuell aus. „Betriebliche Vereinbarungen passen am besten zu den spezifischen Bedürfnissen der Beschäftigten und der Organisation. Da kann die Politik nur einen Rahmen vorgeben.“ In anderen Bereichen gebe es Bedarf an rechtlicher Klarheit, hob Betriebsrat Scholz hervor: „Wie ist das zum Beispiel versicherungstechnisch geregelt, wenn ich im Homeoffice über ein Kabel stolpere und mir eine Verletzung zuziehe?“

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