Die Digitalisierung in der Pflege schreitet voran. Der Einsatz intelligenter Technologien, die beispielsweise manuelle Tätigkeiten unterstützen oder übernehmen, gehört in einigen Pflegeeinrichtungen bereits zum Alltag: Während eine Altenpflegerin den Blutzuckerspiegel einer Bewohnerin erfasst, könnte sie zum Beispiel über das Assistenzsystem ihrer Armbanduhr die Meldung erhalten, dass ein an Demenz erkrankter Bewohner soeben das Heimgelände verlassen hat. Derart konkrete Beispiele zeichnen ein neues Bild im Bereich der Pflege. Sie zeigen, dass moderne Technologien die Pflegearbeit enorm erleichtern können – sofern sie sinnvoll eingesetzt werden. Doch wo steht die Digitalisierung in der Pflege? Welche Anwendungsfelder gibt es? Was kann sie für die Beschäftigten leisten – und was nicht? Befragungen von professionell Pflegenden liefern richtungsweisende Einblicke und Antworten.
Pflege 4.0 – wo stehen wir?
Wo steht die Pflege in Bezug auf die Nutzung moderner Technik? Die INQA-Handlungshilfe „Digitalisierung in der Pflege – Wie intelligente Technologien die Arbeit professionell Pflegender verändern“ wirft einen detaillierten Blick auf die Pflegelandschaft in Deutschland: Rund 1,5 Millionen Menschen arbeiten in pflegerischen Berufen. Mit Abstand die meisten von ihnen sind in Pflegeheimen tätig und zudem weiblich. Auch die Pflege spürt die Veränderungen der Arbeitswelt: Durch eine zunehmende Alterung der Bevölkerung wächst der Bedarf an ebenfalls älter werdenden professionell Pflegenden. Neue Anforderungen an die Personalarbeit stellen auch ein Kultur- und Wertewandel. Zugleich erreichen stärkere Vernetzung, automatische Pflegeplanung oder Serviceroboter eine Branche, die in der fortschreitenden Digitalisierung eher als Nachzügler gilt. „Pflege 4.0“ beschreibt diesen Wandel der Pflegearbeit durch den Einsatz neuartiger Technologien, die einen wertvollen Beitrag zur zukunftsfähigen Gestaltung der Arbeitsbedingungen leisten können.
Mitarbeiter*innen sind offen für die Digitalisierung in der Pflege
Die Ergebnisse einer nicht repräsentativen Befragung von Personen aus der Pflege haben gezeigt, dass professionell Pflegende – unabhängig vom Alter – dem Einsatz moderner Technik in der Pflege gegenüber überwiegend positiv eingestellt sind. 87 Prozent der Befragten stehen diesem aufgeschlossen gegenüber und 71 Prozent sind überzeugt von der Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit der Pflegenden durch den Einsatz moderner Technologien. Dabei glauben aber nur wenige, dass man mit dem Einsatz von Technik dem Personalmangel aktiv begegnen kann.
Nutzen von Digitalisierung in der Pflege
Ausgehend von der Fragestellung, bei welchen der folgenden Tätigkeiten der Einsatz moderner Technik in dem eigenen Bereich am ehesten unterstützt wird (Mehrfachantworten waren möglich), antworteten 42% der Befragten, beim Informationsaustausch bzw. -sammlung im Versorgungsteam. 33% gaben die Materialversorgung, Entsorgung und Logistik an. 20% das Bewegen von Patientinnen und Patienten und 5% bei der sozialen Interaktion.
Vier Anwendungsfelder der Digitalisierung in der Pflege
Digitale Technologien in der Pflege decken ein breites Spektrum ab. Dazu gehören sehr bekannte und weit verbreitete Einsatzmöglichkeiten wie die elektronische Pflegedokumentation, aber auch noch in den Anfängen steckende und sich langsam durchsetzende Technologien wie die internetbasierte Telecare bis hin zu vollautomatischen Roboter-Lösungen. Die INQA-Handlungshilfe „Digitalisierung in der Pflege“ beschreibt vier wesentliche Anwendungsfelder und nimmt dabei mit konkreten Beispielen aus der Praxis immer auch in den Blick, wie Beschäftigte davon profitieren können.
Immer größere Datenmengen lassen sich kaum noch handschriftlich bewältigen. Das Angebot reicht von der elektronischen Patientenakte bis zur vernetzten Tourenplanung. So lassen sich Prozesse optimieren, bereichsübergreifende Kommunikation erleichtern und einen Beitrag zur Qualitätssicherung leisten.
Ob intelligente Fußbodenbeläge, die Stürze registrieren, oder sensorgestützte Assistenzsysteme, die registrieren und melden, wenn sich eine pflegebedürftige Person aus dem Bett aufsetzt: Technische Assistenten erleichtern gesundheitlich beeinträchtigten Menschen den Alltag, sorgen für mehr Sicherheit und entlasten somit auch die pflegenden Mitarbeiter*innen.
Gerade in ländlichen Regionen ermöglicht Telecare die Diagnostik und Versorgung von pflegebedürftigen Personen auch über räumliche Distanzen hinweg zu unterstützen. Voraussetzung dafür sind eine gute technische Infrastruktur sowie die Qualifizierung des Pflegepersonals über Möglichkeiten und Grenzen.
Robotersysteme werden in der Pflege noch überwiegend skeptisch gesehen. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind jedoch vielfältig. So können Roboter selbständig Wäsche oder Medikamente transportieren, beim Bewegen von Patient*innen physisch entlasten oder mit kognitiv schwer erreichbaren Pflegebedürftigen interagieren.
So bewerten Pflegende die Anwendungsfelder der Digitalisierung in der Pflege
Ihren positiven Umgang mit neuen Entwicklungen hat die Pflege bereits in der Vergangenheit unter Beweis gestellt. Vor einigen Jahren waren Monitorsysteme, Deckenlifter oder elektronische Blutdruckmessgeräte ebenso neu wie heute die ersten Serviceroboter. Die Digitalisierung eröffnet Pflegeeinrichtungen nun viele neue Perspektiven. Dabei zeigt sich aber, dass die Anwendungsfelder von den Mitarbeiter*innen unterschiedlich bewertet werden: So hält die große Mehrheit den Einsatz elektronischer Pflegedokumentation und technischer Assistenzsystemen für wahrscheinlich, bei Telecare und Robotik ist das schon nicht mehr der Fall.
Die Digitalisierung in der ambulanten und stationären Pflege richtig angehen
Wenn digitale Technologien mit den Bedarfen des Pflegeberufes geschickt verknüpft werden, bietet die Digitalisierung in der ambulanten Pflege wie im stationären Bereich viele Vorzüge. Sie kann die Gesundheit, Sicherheit und das Wohlbefinden von Beschäftigten fördern und den Alltag von pflegebedürftigen Personen erleichtern. Doch wie setzt man sie richtig ein? Wie fördert man die Akzeptanz digitaler Systeme in der Pflege? Und wie gestaltet man sie so, dass sie Pflegebedürftigen sowie Pflegenden dienen? Antworten darauf liefert Ihnen die umfangreiche INQA-Handlungshilfe „Digitalisierung in der Pflege“. Neben umfassenden Befragungsergebnissen erhalten Sie zudem wertvolle Einblicke in gelungene Beispiele aus der Praxis.