Wie kann man Beschäftigten Berührungsängste vor Weiterbildungsmaßnahmen nehmen – bezogen auf neue, digitale Technologien?
Die Ängste kann man ihnen nehmen, indem man einen Wissenstransfer ermöglicht. Denn die Digitalisierung ist bereits Teil des privaten Alltags. Dazu gehören Wort- und Sprachnachrichten auf dem Handy, Onlinebanking, Navigations-Apps und vieles mehr. Das ist den Menschen oftmals gar nicht bewusst, dass sie mit so vielen digitalen Technologien umgehen können und sich dadurch schon im Kleinen weitergebildet haben. Doch genau damit können wir Mitarbeitende ermutigen: Indem wir ihnen klar machen, dass die Fähigkeit, diese Tools anzuwenden, bereits in einem anderen Kontext vorhanden ist. Außerdem sollten Wissensvermittler die Technik einfach erklären und die Komplexität reduzieren.
Wie kann ich als Unternehmen am besten vorgehen, wenn ich eine Weiterbildungsmaßnahme im Digitalisierungsbereich plane?
Der Mehrwert muss klar kommuniziert werden. Das heißt verständlich zu machen: Warum tun wir das? Dann ist auch die Bereitschaft deutlich höher, sich darauf einzulassen. Das Wichtigste bei einer digitalen Weiterbildungsmaßnahme ist, dass der Transfer in die betriebliche Praxis gelingt. Es bringt nichts, die Einführung eines Tools über fünf Stunden zu erklären, ohne dass Beschäftigte Rückfragen stellen oder es ausprobieren können. Es ist außerdem hilfreich, den Transfer durch Multiplikatoren zu begleiten. Das können Mitarbeitende sein, die technikaffin sind und für Fragen zur Verfügung stehen. Das können aber auch Beschäftigte aus der IT sein, die eine offene Tür haben.
Wie kann man die Motivation der Mitarbeitenden stärken und die Neugier auf Weiterbildung wecken?
Gruppendynamik hilft immer. Wenn das alle machen, macht man auch mit. Das ist eine Motivation. Eine andere Motivation ist, durch die Kolleg*innen zu erfahren, dass es einen Mehrwert gibt und dass es Spaß macht. Oft ist die Führungskraft gar nicht der entscheidende Faktor, sondern die Kolleg*innen, die es in der Praxis schon ausprobiert haben. Viele haben zum Beispiel Angst vor Virtual Reality und sagen, das mache ich nicht. Dann probiert es der erste aus und sagt, das war super, schau es dir auch mal an. So überträgt sich Begeisterung. Das tun nicht wir, das tun die Menschen selbst, die wir besuchen.
Was sind dennoch mentale Hürden, die es manchmal gibt?
In unserer Branche besteht zum einen die Sorge, dass der Mensch ersetzt wird, was definitiv nicht der Fall ist. Denn die Pflegetätigkeit ist und bleibt menschenzentriert. Zum anderen gibt es die Befürchtung, dass zu viele digitale Tools bei den zu Pflegenden vielleicht nicht positiv ankommen. Aber diese Vorbehalte kann man nehmen, indem man die richtigen Hilfsmittel auswählt und nicht mit dem Gießkannenprinzip die Technik über den Menschen auskippt, sondern gezielt einsetzt und sich an den Bedarfen orientiert.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Wenn ich die Chance habe, schon im Bewohnerzimmer auf dem Tablet die Pflegemaßnahmen zu dokumentieren, dann spare ich Wegezeiten zum Stand-PC und den Zwischenschritt, alles auf einen Notizzettel zu schreiben. Gleichzeitig wahre ich den Datenschutz, weil ich in einem nicht zugänglichen Raum bin. Dadurch habe ich mehr Zeit und kann die Maßnahmen in Ruhe durchführen.
Welche Learnings haben sich aus zwei Jahren Projektlaufzeit von TruDi ergeben, bezogen auf das Aneignen von digitalen Kompetenzen?
Mein Learning ist, dass es hilfreich ist, vorher mit dem Team ins Gespräch zu gehen, um zu wissen, welche Technik genutzt wird und wo die Einrichtung steht. Das abzugleichen ist hilfreich, um die richtigen Technologien auszuwählen, die wir an Bord haben. Was wir noch gelernt haben, ist, dass man wirklich Zeit fürs Ausprobieren benötigt und für die Gespräche, die untereinander stattfinden. Außerdem: Der Transfer von Alltag zur Arbeit findet bereits während des Workshops statt. Wir machen zum Schluss immer eine Kurzbefragung per QR-Code. Ganz viele Mitarbeitende zucken ihr eigenes Handy und scannen den Code ab. Es ist überhaupt kein Thema für sie, so die Fragen zu beantworten. Oder auch bei Virtual Reality – wir haben sie motiviert: Kannst du deinen Kolleg*innen erklären, wie es geht? Es hat sofort funktioniert, das war für mich sehr beeindruckend.
TruDi gehört zum Projekt “puslnetz MuTiG”, das im Rahmen des Programms "Zukunftszentren" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert wird.
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