Netzwerkarbeit 3 Minuten Lesezeit Drei in ei­nem Boot – die Bre­mer­ha­ve­ner Ver­bund­aus­bil­dung meer­zu­kunft³ Startseite Vernetzen Netzwerke Aus der Netzwerkpraxis
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  • Zusammenarbeit trotz Wettbewerb: Rund um das Bremerhavener Hafenbecken kooperieren drei Hotels bei der Ausbildung ihres Nachwuchses.
  • Durch die innovative Verbundausbildung meerzukunft³ lernen Auszubildende die ganze Bandbreite ihrer Berufe kennen.
  • Der Schlüssel für den Erfolg des Projekts ist das Vertrauen ineinander und ein gemeinsames Ziel: die Fachkräftesicherung für die Branche und die Region.

Sie fischen im gleichen Becken – und sitzen trotzdem im selben Boot: In Bremerhaven haben sich drei Hotels bei der Ausbildung von Nachwuchskräften zusammengetan und bieten seit 2022 eine Verbundausbildung an. Meerzukunft³ heißt das Projekt – und ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte.

Initiator der Kooperation ist Tim Oberdieck, Hoteldirektor des „ATLANTIC Hotel Sail City“ in Bremerhaven. Treiber für die Zusammenarbeit waren auch der Fachkräftemangel und die zunehmende Schwierigkeit, Auszubildende für die Branche zu finden.

„Diese Problematik hat für uns schon eine lange Historie“, berichtet Tim Oberdieck und erzählt von Ausbildungsplätzen, die erst im Oktober oder gar nicht besetzt werden konnten, und von Jugendlichen, „die im Übergang von der Schule in den Beruf nur schwer Halt fanden und schon in der Probezeit wieder gingen“.

Lösungen dafür setzte Tim Oberdieck zuerst im eigenen Haus um – vor zehn Jahren entstand dort das sogenannte „smile training“. Im Rahmen dieses Angebots begleiten externe Trainerinnen die Auszubildenden im ersten Lehrjahr und unterstützen sie bei der Persönlichkeitsentwicklung.

In den regelmäßigen Coachings geht es um Selbstreflexion, Teamarbeit, Kommunikation und Konfliktbewältigung. Bei Bedarf sind für die jungen Leute auch Einzelcoachings möglich. Das Programm richtet sich an alle Auszubildenden unabhängig von ihrem Hintergrund, betont Tim Oberdieck.

Durch das Training erarbeiten sich die Auszubildenden zusätzliche Kompetenzen, werden sicherer und souveräner im Berufsalltag und lernen, stimmige Entscheidungen für sich zu treffen. Davon profitiert auch das Hotel, das durch das Programm mehr Bewerbungen von Auszubildenden erhält, weniger Abbrüche verzeichnet und dadurch nicht zuletzt die Übernahmequote von Auszubildenden deutlich erhöhen konnte.

Auf einer Veranstaltung kam Tim Oberdieck mit Christian von Rumohr, dem Direktor des benachbarten Hotels „The Liberty“, ins Gespräch – daraus entstand die Idee, das Training auch für dessen Auszubildende anzubieten. Später stieß noch das von Rüdiger Magowsky geleitete „im jaich – Hotel und Boardinghaus“ dazu.

Seitdem kommt das Programm allen Auszubildenden der drei Häuser zugute – diese wiederum teilen sich die Kosten. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten und gleichzeitig der erste Schritt zur Verbundausbildung.

Die Verbundausbildung ermöglicht Einblicke in die ganze Bandbreite der Berufe

Mit den guten Erfahrungen des gemeinsamen „smile trainings“ im Rücken intensivierten die Hotels ihre Zusammenarbeit bei der Fachkräftesicherung und bieten seit 2022 eine Verbundausbildung an. Dafür unterzeichnen die Auszubildenden neben dem Ausbildungsvertrag mit ihrem Leitbetrieb eine Zusatzvereinbarung über Einsatz in den Partnerbetrieben.

Während im ersten Ausbildungsjahr das gemeinsame „smile training“ auf dem Programm steht, durchlaufen die Auszubildenden dann ab dem zweiten Ausbildungsjahr Stationen in den anderen beiden Hotels – bis zu zwei Monate verbringen sie im zweiten und dritten Lehrjahr jeweils in den Partnerbetrieben.

Die Idee dahinter: Durch den Austausch und den Lernortwechsel lernen die Auszubildenden die ganze Bandbreite ihres Berufs und vielfältige Arbeitsmöglichkeiten kennen, was die Attraktivität der Ausbildung insgesamt erhöht.

„Das ist einfach ein unglaublicher Mehrwert für die Auszubildenden“, betont Tim Oberdieck. „Sie lernen drei verschiedene Hotels mit drei verschiedenen Konzepten und auch drei verschiedenen Führungsstilen kennen.“

Hinzu kommt der fachliche und berufspraktische Zugewinn, den der Blick über den Tellerrand bietet. Angehende Hotelfachleute sammeln Erfahrungen mit unterschiedlichen Herangehensweisen im Service oder an der Rezeption. Köchinnen und Köche des „ATLANTIC Hotel Sail City“ mit einem Schwerpunkt auf Veranstaltungen lernen im „The Liberty“ das „Fine Dining“ kennen – und andersherum.

Erleichtert wird die Zusammenarbeit der Mitbewerber dadurch, dass alle drei Hotels zwar in der gleichen Stadt aktiv sind, aber verschiedene Zielgruppen im Blick haben. Auch das große Vertrauen auf persönlicher Ebene ist wichtig, so Oberdieck. Daran arbeiten die drei Hoteldirektoren bewusst und lassen sich bei ihrer Kooperation supervisorisch begleiten.

„Am Ende müssen wir uns aber auch gegenseitig etwas gönnen können“, betont er. Außerdem steht über allem der Wunsch, den gemeinsamen Nachwuchsmangel zusammen zu lösen. „Dann ist es auch okay, wenn sich ein junger Koch nach seiner Ausbildung eher in einem der anderen Häuser sieht. Die Hauptsache ist, er bleibt in der Stadt und in der Region.“

Das Projekt meerzukunft³ strahlt weit über Bremerhaven hinaus

Inzwischen ist meerzukunft³ eine Marke, die weit über Bremerhaven hinaus strahlt. Tim Oberdieck berichtet von vielen Anfragen aus anderen Regionen und Branchen, die von dem Modell lernen und es selbst umsetzen möchten. Auch international steigt das Interesse. Zuletzt hat er das Konzept im Rahmen eines EU-Projekts in Finnland vorgestellt.

2022 wurde das Projekt zudem mit dem Tourismuspreis Bremen und Bremerhaven in der Kategorie „Zukunft“ sowie dem „Hospitality HR Award“ der Deutschen Hotelakademie in der Kategorie „Ausbildung“ ausgezeichnet.

„So was ist dann für uns auch ein bisschen ein Ritterschlag, der uns motiviert“, so Oberdieck. „Etwas anders als bisher zu machen, erfordert Mut und ist mit Arbeit verbunden. Aber es lohnt sich, diese Energie aufzubringen.“ Für das kommende Ausbildungsjahr haben alle drei Hotels ihre Ausbildungsplätze bereits besetzt.

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