Netzwerkarbeit 3 Minuten Lesezeit Ho­hen­lo­he Plus: „Der länd­li­che Raum muss sich zei­gen“ Startseite Vernetzen Netzwerke Aus der Netzwerkpraxis
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Das Fachkräftenetzwerk „Hohenlohe Plus“ unterstützt seit 2018 Unternehmen in der Region Hohenlohe dabei, Fachkräfte zu gewinnen. Im Interview stellt Geschäftsführer Michael Knaus die Arbeit des Netzwerks vor und spricht über die Herausforderungen des ländlichen Raums bei der Fachkräftesicherung.

Was zeichnet das Fachkräftenetzwerk Hohenlohe Plus aus?

Bei Hohenlohe Plus arbeiten elf Kommunen der Region – unter anderem Schwäbisch Hall, Öhringen, Künzelsau, Crailsheim und Bad Mergentheim – eng mit regionalen Unternehmen zusammen. Da wollen wir ganz bewusst auch eine persönliche Ebene schaffen. Der Vorstand des Netzwerks besteht aus den Bürgermeistern der Kommunen und die sind dann auch für unsere Mitgliedsunternehmen ansprechbar – zum Beispiel auf unseren Netzwerktreffen. Dort trifft man sich und kommt ins Gespräch. Davon haben die Unternehmen etwas und die Kommunen auch. Dieser kurze Draht zueinander – das sorgt für ein besseres Miteinander unter allen Beteiligten.

Welches Angebot haben Sie als Netzwerk für die Region und die Unternehmen?

Vor allem betreiben wir Öffentlichkeitsarbeit für die Region und unterstützen damit die Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung und Fachkräftesicherung. Unser Ziel ist es, dass auch die Menschen in Düsseldorf, Hamburg oder München wissen: In Hohenlohe gibt es viele attraktive Jobs und interessante Familienunternehmen, die überwiegend internationale Märkte bedienen, aber gleichzeitig in der Region stark verwurzelt sind. So ist auch keine Verlagerung von Arbeitsplätzen zu erwarten. Dadurch können Arbeitskräfte in Hohenlohe mit ihren Familien eine attraktive und gesunde Heimat finden.

Warum das so ist, zeigen wir auf unserer Internetplattform Hohenlohe+ und ebenfalls in einem Imagefilm über die „geheimste Metropolregion ever“. Dazu versuchen wir, sowohl in Social Media als auch in der Tagespresse oder in Wirtschaftsveröffentlichungen präsent zu sein. Ein weiteres unserer Projekte ist der Talentwettbewerb „Hohenlohe 4 Talents“, mit dem wir jährlich Start-ups auszeichnen und fördern und so die regionale Gründungskultur unterstützen.

Sie unterstützen Unternehmen also vor allem über das Standortmarketing?

Ja, aber wir bringen sie auch in Kontakt miteinander. Das ist ein wichtiger Bestandteil. Speziell für die Mitglieder veranstalten wir regelmäßige Netzwerktreffen bei unseren Mitgliedsunternehmen. Dabei steht der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt. Das ist sehr wertvoll, weil Leute zusammenkommen, die ähnliche Aufgabenstellungen haben, die sich aber sonst vielleicht persönlich nicht treffen würden.

Und die eine wichtige Herausforderung gemeinsam haben: die Fachkräftesicherung …

Genau, alle haben ja das gleiche Ziel: Wie können wir Fachkräfte gewinnen? Und da passiert auch schon ganz viel und viele Unternehmen machen gute Dinge – vor allem natürlich die großen Unternehmen, die sich das leisten können. Der Austausch darüber hilft dann aber wiederum auch den kleinen Unternehmen, die davon lernen oder von unseren Angeboten im Netzwerk profitieren können. Wichtig ist der gemeinsame Fokus: Wir wollen Fachkräfte von außen gewinnen. Wie machen wir das? Indem wir uns nicht gegenseitig Konkurrenz machen, sondern es gemeinsam angehen.

Haben Sie ein konkretes Beispiel für ein solches Miteinander?

Ein Angebot von Hohenlohe Plus ist der Fachkräftepool, der auf Wunsch der Mitgliedsunternehmen entwickelt wurde. Bisher ist es oft so: Eine qualifizierte Fachkraft von außen bewirbt sich bei einem Unternehmen in der Region, bekommt aber eine Absage, weil sich der Arbeitgeber für eine andere Bewerberin entscheidet. Dann ist diese Fachkraft für die Region eigentlich verloren. Das wollen wir mit dem Fachkräftepool verhindern. Der Bewerber erhält mit der Absage die Möglichkeit, seine Bewerbung auf unkomplizierte Weise in den Fachkräftepool einzustellen. Andere Mitgliedsunternehmen im Fachkräftepool bekommen dann eine Meldung – und der Bewerber vielleicht eine weitere Chance in der Region.

Davon profitieren Unternehmen, die im Netzwerk Mitglied sind, dann ganz konkret …

Richtig, darum geht es. In dem Moment, in dem sich ein Unternehmen mit einem Netzwerk beschäftigt, überlegt es sich natürlich: Wie kann ich von einer Mitgliedschaft profitieren? Wir als Netzwerk müssen also schauen, dass wir Angebote entwickeln, die einen Mehrwert bieten, die Synergien schaffen.

Ein Beispiel dafür sind digitale Standortporträts, die wir gemeinsam mit einem jungen Start-up der Firma FAMIGO entwickelt haben. Damit können Unternehmen ganz einfach ein digitales Porträt des Ortes, in dem sie ansässig sind, auf die Karriereseite ihrer Internetseite einbinden. Das richtet sich dann explizit an Menschen, die eventuell für den Job hierherziehen wollen. Die finden dann direkt auf der Karriereseite des Unternehmens alles über das Leben in ihrem vielleicht zukünftigen Wohnort, über Infrastruktur, Landschaft, Kultur, Vereine, Freizeiteinrichtungen oder die Kinderbetreuung. Und das stets aktuell, ohne dass das Unternehmen das selbst pflegen muss, denn das macht das Netzwerk oder die Kommune.

Fachkräftesicherung und Standortmarketing gehören im ländlichen Raum also unbedingt zusammen?

Ja. Das Wichtigste ist, dass man Ideen entwickelt und umsetzt, wie man besser nach außen wirken kann und sich zeigt. Ein Problem des ländlichen Raums liegt darin, dass man nicht den Bekanntheitsgrad hat wie eine Großstadt. Von einer Region wie Hohenlohe haben die meisten zunächst keine Vorstellung. Mit den Unternehmen, die wir hier haben, sind wir aber unheimlich wirtschaftsstark: Mit geringer Arbeitslosigkeit, einem riesigen Arbeitsplatzangebot und tollen Firmen, die man eigentlich überall kennt, zum Beispiel die Würth-Gruppe, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die Berner Group oder der Verpackungsmaschinen-Weltmarktführer Schubert.

Man muss das nach außen zeigen, dass es hier gute Jobs gibt und dass es sich hier gut leben lässt. Aber auch, dass es nicht weit von hier nach Stuttgart oder Nürnberg ist und die Bahnverbindungen gut sind. Das gilt es, bewusst und bekannt zu machen: Lebensqualität, Infrastruktur und weitere Vorteile, wie zum Beispiel den, dass ich mir hier vielleicht sogar noch ein Reihenhaus leisten kann.

Michael Knaus ist seit Herbst 2023 Geschäftsführer des Fachkräftenetzwerks Hohenlohe Plus. Zuvor war er der langjährige hauptamtliche Stellvertreter der Landräte in den ländlichen Landkreisen Schwäbisch Hall und Neckar-Odenwald Kreis. Das Fachkräftenetzwerk Hohenlohe Plus wurde 2018 als Verein gegründet. Gründungsmitglieder sind die Städte Bad Mergentheim, Crailsheim, Künzelsau, Öhringen und Schwäbisch Hall. Inzwischen haben sich auch über 60 Unternehmen aus der Region der Initiative angeschlossen.

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