Das Netzwerk Queermentor hat sich der Unterstützung der queeren Community verschrieben und hält, was sein Name verspricht: Die Mentor*innen des Netzwerks kümmern sich in Eins-zu-eins-Beratungen kostenlos und bundesweit um die Anliegen queerer Menschen. Das Ziel von Queermentor ist es, queeren jungen Menschen den Berufseinstieg zu erleichtern und ihnen zu ermöglichen, auch im Beruf ihr volles Potenzial zu entfalten.
Gegründet wurde Queermentor von Pavlo Stroblja, der mit seinen beruflichen und persönlichen Erfahrungen auch anderen queeren Menschen helfen will, erfolgreich im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und individuelle Herausforderungen zu meistern.
So, wie Pavlo Stroblja es selbst vorgemacht hat: In einem kleinen Ort in der Ukraine aufgewachsen, hat er in Deutschland studiert und ist nach einer dreijährigen Tätigkeit in der Mailänder Modebranche seit vielen Jahren wieder in seiner deutschen Heimatstadt Heidelberg wohnhaft.
Für seine eigene erfolgreiche berufliche Laufbahn hätte er sich ein Netzwerk wie Queermentor gewünscht, sagt Pavlo Stroblja. „Ich hatte damals keine Menschen, auf die ich zugehen konnte, wenn ich Fragen hatte zu meiner sexuellen Orientierung, zu meiner Karriereentwicklung, zu meinem Jobeinstieg. Und auch keine Vorbilder, die mir dieses Gefühl geben: Hey, du bist okay, so wie du bist, du musst dich nicht extra beweisen oder extra Anerkennung suchen.“
Diese Vorbilder und dieses Gefühl will das Netzwerk mit seinem Mentoringprogramm vermitteln, das eines der Tätigkeitsfelder des Netzwerks ist:
Seinen Mitgliedern bietet das Netzwerk Trainings und Workshops zu Themen wie Lebenslauf-Optimierung, Bewerbungsvorbereitung, gendergerechte Sprache oder Resilienz und Achtsamkeit. Das Netzwerk versteht sich ebenso als Wissensplattform für Chancengerechtigkeit und Vielfalt. Es möchte flächendeckend und bundesweit Bildungsarbeit zum Thema Queerness und Arbeit leisten.
Mit dem Mentoringprogramm und seinen kostenlosen Angeboten möchte das Netzwerk „die Dinge von innen verändern“, sagt Pavlo Stroblja. „Für unsere Ziele Chancengerechtigkeit und Karriereförderung setzen wir nicht bei den Arbeitgebenden an, sondern bei den jungen queeren Menschen selbst. Durch Queermentor lernen sie, selbst für sich einzustehen und im beruflichen Kontext erfolgreich zu sein.“
Vielfalt als bereichernde Arbeitsumgebung und Wirtschaftsfaktor
Dieser individuelle Ansatz wirkt auch in die Unternehmen hinein – und das ist nach wie vor notwendig. Queere Menschen werden noch oft im Alltag, aber auch am Arbeitsplatz, strukturell benachteiligt, wenn sie offen mit ihrer Identität umgehen.
Rund ein Viertel berichtete in einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2020 von Diskriminierungserfahrungen im Erwerbsleben. Auch ein Grund dafür, dass LGBTQI-Menschen in Deutschland fast dreimal häufiger von Depressionen und Burnout betroffen sind als die restliche Bevölkerung.
Insofern haben eine offene Unternehmenskultur und gelebte Diversität auch ganz handfeste wirtschaftliche Vorteile für Unternehmen – und das nicht nur im Hinblick auf gesunde und motivierte Beschäftigte, die sich aktiv einbringen und sich mit dem Unternehmen identifizieren. „Bunte Teams performen besser“, davon ist Pavlo Stroblja überzeugt. „Wenn viele unterschiedliche Perspektiven in Prozesse einfließen, ist das gut für die Resultate.“
Dass sich diese Sichtweise immer mehr durchsetzt, spürt auch das Netzwerk Queermentor. Finanzierte das Netzwerk seine Aktivitäten bislang ausschließlich durch Spenden, konnten inzwischen Sponsoringvereinbarungen und langfristige Kooperationen mit großen Unternehmen auf den Weg gebracht werden.
In einem Pilotprojekt gemeinsam mit dem Personaldienstleister Hays konnten beispielsweise 50 Mitarbeitende zu Mentor*innen ausgebildet werden, die nun im Rahmen des Corporate-Volunteering-Programms von Hays queeren Menschen bei der Arbeitssuche und beruflichen Orientierung zur Seite stehen.
Das Netzwerk Queermentor wurde mit seinem Mentoringprogramm in der Kategorie „Innovatives Netzwerk“ für den Deutschen Fachkräftepreis 2024 nominiert.