Die Nähe zu Menschen, die Dankbarkeit der Pflegebedürftigen und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun: Die Pflege ist ein erfüllendes Berufsfeld, auch wenn Schichtdienst, Zeitdruck und viel Verantwortung zu Stress führen und psychisch belastend sein können. Arbeitgeber*innen sind in der Pflicht, die richtigen Weichen zu stellen und die Gesundheitsprävention für Pflegekräfte in die Hand zu nehmen. Oft reichen schon einfache Maßnahmen aus, um Stress in der Pflege zu bewältigen und damit die Gesundheit, Zufriedenheit und Motivation von Mitarbeitenden zu erhalten und zu fördern.
Ein Beispiel für eine solche Maßnahme sind regelmäßige Pausen und die Möglichkeit, sich während der Arbeitszeit ausreichend zu erholen. Auch Schulungen zur Stressbewältigung oder Entspannungstechniken können dazu beitragen, dass Pflegekräfte besser mit den Herausforderungen ihres Berufs umgehen können. Arbeitgeber*innen sollten außerdem auf eine angemessene Personalausstattung achten, um Zeitdruck und Überlastung zu vermeiden. Denn nur so können Pflegekräfte ihre Arbeit langfristig motiviert und gesund ausüben und damit auch eine hohe Qualität in der Versorgung der pflegebedürftigen Personen sicherstellen.
Stressbewältigung in der Pflege – so geht’s!
Die INQA-Handlungshilfe „Kein Stress mit dem Stress – Lösungen und Tipps für stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen“ ist ein praktischer Ratgeber, wenn es darum geht, Stress in Pflegeberufen abzubauen. In folgenden Feldern können Sie konkret aktiv werden:
Denken Sie das Thema Gesundheit ganzheitlich. Dazu gehören neben Hygiene und Arbeitsschutz auch ein Leitbild, eine vorausschauende Personalplanung, regelmäßige Personalentwicklungsgespräche, lebenslanges Lernen und natürlich ein betriebliches Gesundheitsmanagement.
Organisieren Sie die Arbeit richtig! Sind Aufgaben und Verantwortungen der Beschäftigten klar definiert? Decken die Dienstpläne Arbeitsspitzen ab und gibt es Vertretungsregeln? Sind die Pausen erholsam? Ist die Pflegedokumentation so einfach wie möglich?
Gehen Sie konstruktiv mit Konflikten um und sorgen Sie für ein gutes Arbeitsklima. Dazu gehören ein ausgeglichenes und starkes Pflegeteam, in dem „die Chemie stimmt“, übergreifende Teambesprechungen, gemeinsam erarbeitete Pflegeziele und eine Fehlerkultur.
Unterstützen Sie ein gutes Miteinander zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen sowie Angehörigen. Fallbesprechungen sollten genug Zeit lassen, um auch über schambesetzte Situationen (z. B. Ekel, sexuelle Übergriffe von Bewohner*innen), aber auch über eine kultursensible Pflege, die Herkunft und Biografie berücksichtigt, sprechen zu können.
Damit Veränderungen nicht zu Überforderung führen, sollten Sie sie früh ansprechen und Möglichkeiten zur Mitsprache und Mitgestaltung geben. Seien Sie während des gesamten Prozesses ansprechbar und bieten Sie bei Bedarf Weiterbildungen an.
Führungskräfte haben maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit ihres Pflegeteams. Ein offenes Ohr, wertschätzende Kommunikation, das Feiern von Erfolgen im Team und eine hohe Priorität gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen, auch bei den Vorgesetzten selbst, sind das A und O.
Machen Sie es Ihren Mitarbeitenden leicht, gesund zu arbeiten. Das umfasst technische Hilfsmittel (z. B. zum Tragen und Heben), gute Personalplanung, erholsame Pausen, die Förderung gesunder Ernährung (z. B. durch Wasser, Obst und Gemüsesnacks), Gesundheitstage sowie Kurse zur Stressbewältigung oder Rauchentwöhnung.
Eine Gefährdungsbeurteilung ist gesetzlich vorgeschrieben, das gilt auch für psychische Belastungen. Betrachten Sie sie nicht als lästige Pflicht, sondern als ergiebige Informationsquelle: Wo liegen in Ihrer Einrichtung Belastungen? Und welche Maßnahmen können Abhilfe schaffen?