Ob Menschen in der Gesellschaft oder Beschäftigte in der Arbeitswelt: Jeder tut sich schwer mit Veränderungen. Dabei hat gerade die Corona-Pandemie gezeigt, wozu wir in der Lage sind: Geschäftsführer*innen und Mitarbeiter*innen haben unternehmerischen Mut und Verantwortung bewiesen und die eigene Digitalisierung ein großes Stück vorangetrieben. So entwickelten Einzelhandelsunternehmen mit dem Onlinegeschäft ein zweites Standbein. Andere Unternehmen stellten in der Pandemie auf digitale Rekrutierungsprozesse um. Nun gilt es, diesen Mut und die Energie für den nächsten Schritt der Veränderung zu nutzen: die Einführung von KI-gesteuerten Systemen, bei deren Entwicklung der Mensch im Zentrum steht und die Beschäftigten aktiv eingebunden und beteiligt werden. Das Ziel: Arbeitsabläufe erleichtern, Effizienz steigern und wettbewerbsfähig bleiben.
KI-Potenzial: schnelle und weniger fehleranfällige Schlüsseltechnologie „im Dienste der Menschen“
Künstliche Intelligenz (KI) gibt es schon lange, sie entwickelt sich jedoch ungleich schneller und komplexer als vorherige Technologien. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zögern bei ihrem Einsatz im eigenen Arbeitsalltag. Viele fragen sich: Wie kann ich KI in meinem Unternehmen praktisch anwenden? Welchen Mehrwert bietet die Technologie? Lohnt sich die Investition? Damit Verantwortliche in KMU den Wandel aktiv herbeiführen und die Technologie gestalten können, bietet INQA Wissen über die Wirkung von KI und positive Beispiele aus der Praxis.
KI sind lernfähige Computersysteme. Sie können Aufgaben übernehmen, die eigentlich menschliche Intelligenz erfordern. Hierzu wertet eine speziell programmierte Software blitzschnell große Datenmengen aus. Durch die smarten Verknüpfungen und die Erkennung von bestimmten Mustern sind KI-Systeme in der Lage, sich selbst zu steuern, neue Erkenntnisse zu gewinnen und sogar Probleme eigenständig zu beheben. Bestimmte Prozesse und Vorgänge können mit KI komplett autonom ablaufen.
Die Technologien sind nicht neu. Neu ist das maschinelle Lernen. „Die Entwicklung der selbstlernenden Algorithmen hat in den vergangenen Jahren derartige Fortschritte gemacht, dass unfassbare Effizienzsteigerungen erzielt werden konnten, beispielsweise in der Produktion“, sagt Alice Greschkow, Projektreferentin für KI, Digitalisierung und Demographie beim Demographie Netzwerk e.V. (ddn). „Deshalb setzen auch mittelständische Unternehmen KI ein.“ Technische Innovationen wie KI sind ein großer Wettbewerbsfaktor in einer global agierenden Welt. Zugleich ist jetzt der richtige Zeitpunkt, diese nächste „technische Revolution“ aktiv und im Sinne von Unternehmen und Beschäftigten zu gestalten. Aus diesem Grund wurde die Strategie Künstliche Intelligenz der Bundesregierung auf den Weg gebracht.
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) unterstützen daher bundesweit Unternehmen und ihre Beschäftigten bei der Einführung und Anwendung von KI-basierten Systemen durch zahlreiche Förderprogramme – wie beispielsweise die Zukunftszentren oder die INQA-Experimentierräume KI.
KI in KMU: Herausforderungen und Lösungsansätze
Der Einsatz von KI kann Beschäftigte und Arbeitsprozesse entlasten: Mithilfe der smarten Algorithmen können in Produktionshallen, Versicherungen, Kundencentern und Krankenhäusern Aufgaben übernommen werden, die sich wiederholen, monoton und unstrukturiert sind. So werden Kapazitäten frei, die für anspruchsvollere und abwechslungsreichere Aufgaben im Unternehmen genutzt werden können.
Bei allen Vorteilen empfinden KMU das Einführen der neuen IT-Systeme oft als sehr herausfordernd. Fragen bewegen Unternehmen und Beschäftigte: Welche Aufgaben können durch KI zukünftig übernommen werden und welchen Einfluss hat dies auf den Arbeits- und Betriebsablauf? Wie kann ich als Beschäftigte*r den Prozess mitgestalten? Wie hoch wird der Qualifizierungsbedarf auf allen Ebenen des Unternehmens sein? Wie vertrauenswürdig sind KI-Anwendungen und was passiert mit personenbezogenen Daten? Diesen und weiteren Aspekten widmet sich der INQA-Themenschwerpunkt „KI in der betrieblichen Praxis“ mit Wissensbeiträgen, Interviews sowie Projekt- und Praxisbeispielen. So nimmt der Beitrag „Mit den Beschäftigten auf Innovationsreise gehen – Ziel: Künstliche Intelligenz (KI)” die Mitarbeiter*innen in den Fokus und stellt dar, wie sie in den Transformationsprozess von Beginn an eingebunden werden können. Oliver Suchy, Abteilungsleiter für digitale Arbeitswelten und Arbeitsweltberichterstattung des Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB*), macht im Interview auf die Potenziale von KI für die Beschäftigten aufmerksam. Gleichzeitig weist er aber auch auf die notwendigen Gesetze und Rahmenbedingungen hin. Es müssen Regeln und Kontrollen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Daten geschaffen werden. Daran arbeiten Bundesregierung und Europäische Union.
Voraussetzungen schaffen: KI-Fachkräfte und KMU-Netzwerkarbeit
„Die Technologie ist dafür geschaffen, eine bestimmte Sache sehr gut umzusetzen, und das schneller und weniger fehleranfällig als Menschen“, sagt Alice Greschkow im Gespräch mit INQA. „Aber eines kann KI nicht: denken.“ Das übernimmt der Mensch weiterhin. Und dafür braucht es zwar KI-Fachkräfte – in regionalen Unternehmensnetzwerken können sich die Betriebe aber auch über niedrigschwellige KI-Lösungen austauschen. Ein Beispiel ist das ESF Plus Bundesprogramm „Zukunftszentren“ des BMAS. Mittlerweile gibt es auch verschiedene Anbieter*innen, sowohl Großunternehmen als auch Start-ups, die Plug-and-play-Lösungen für KI und die Betreuung dafür anbieten. Hier entstehen gerade neue Anlaufstellen, die sehr spezifisch zum Thema KI und Transformation agieren sowie bei der Entwicklung von Weiterbildungskonzepten als auch in der regionalen Vernetzung unterstützen. Und mehr zum Thema Netzwerkarbeit erfahren Sie über das INQA-Netzwerkbüro.
Unterstützung für KMU: Qualifizierungsangebote, Projektförderung, Leuchtturmprojekte, KI-Beratung
Doch wie können sich Unternehmen und Beschäftigte auf die neuen KI-Anforderungen vorbereiten? Und wie kann Wissen individuell vermittelt werden? Damit die Einführung von KI gelingt, kommt es auf einen guten Mix aus Wissen und Handeln an. Mit den Zukunftszentren unterstützt das BMAS beispielsweise die Entwicklung und Erprobung innovativer Konzepte zur Weiterbildung im Betrieb, die auf die Stärkung digitaler Kompetenzen in Unternehmen gerichtet sind. Und im Rahmen der INQA-Experimentierräume KI werden unter anderem Projekte rund um das Thema Qualifizierung umgesetzt – um KI-Grundkenntnisse zu vermitteln, Wissenslücken zu schließen und Führungskräfte, Beschäftigte und Betriebsräte in KMU im Veränderungsprozess zu unterstützen.
Überdies zeigen Leuchtturmprojekte aus KMU und Verwaltung Möglichkeiten auf, wie die Einführung von KI Arbeit besser machen kann und Beschäftigte in ihren Fähigkeiten stärkt. „Durch reale Beispiele kann man am besten zeigen, dass wir bei KI über eine normale Innovation reden und über eine Erweiterung des digitalen Arbeitens“, sagt Alice Greschkow.
Unsere Praxisbeispiele zeigen, wie das erfolgreich möglich ist.
Dienstleistungsbetriebe wie Versicherungen oder Finanzberatungen setzen in der Kundeninteraktion vermehrt auf Chatbots. Das sind Computerprogramme, die auf der Homepage oder in Social-Media-Kanälen eingebunden werden und mit denen man wie mit einem/einer Messenger-Partner*in chatten kann. Und sie können erhebliche Erleichterung bringen, wenn man die passenden Anknüpfungspunkte findet. Mehr dazu beschreibt das Praxisbeispiel Chatbot im KI-Schwerpunkt.
Die INQA-Praxisbeispiele zeigen: KI in der Arbeitswelt ist real und umsetzbar, KI-Technologien sollten sich jedoch immer am Menschen und an seinen Bedürfnissen orientieren. „KI ersetzt nicht die Arbeit, sondern Mensch und Maschine werden in einem natürlichen Verhältnis zusammenarbeiten, genauso wie wir heute bereits mit unseren Smartphones arbeiten“, so Alice Greschkow.