Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Psychische Belastungen sind längst kein Randthema mehr. Denn der psychische Druck auf Beschäftigte in Betrieben hat zugenommen und ist vielfältig. Langfristig kann er zu Arbeitsausfällen führen und damit auch den Unternehmenserfolg gefährden. Der Druck reicht von Personalmangel und der damit verbundenen Mehrarbeit und Arbeitsverdichtung über die Sorge, irgendwann durch Roboter und Künstliche Intelligenz ersetzt zu werden, bis hin zum Balanceakt, Beruf und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen. Die Folgen dieser Belastungen lassen sich seit Jahren in den Statistiken nachlesen: Angststörungen, Panikattacken, Depressionen und Burn-out gehören heute zu unserer modernen Gesellschaft. 2022 entfielen fast 130 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage (14,4 %) auf psychische Störungen und Verhaltensstörungen – mehr als doppelt so viel wie 2011. Lediglich Muskel- und Skeletterkrankungen und Krankheiten des Atmungsystems sorgten für noch mehr Krankheitstage (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2023).
Die Rolle der Unternehmen bei der psychischen Gesundheit
Betriebe sind nicht machtlos gegenüber dieser Entwicklung. Sie können durch die Gestaltung der Arbeit viel zu psychischer Gesundheit beitragen. So wie eine gute Schutzausrüstung vor Verletzungen schützt, so beugt eine gute Führung und Arbeitsorganisation Erschöpfung vor. Doch auch wenn seit 2013 im Arbeitsschutzgesetz festgelegt ist, die psychische Gesundheit der Beschäftigten in den Blick zu nehmen, ist dies noch nicht überall selbstverständlich. Auch weil beim Thema „Psyche“ viele an Erkrankungen denken, die weniger „normal“ sind. Aufklärung hat hier in den letzten Jahren zu mehr Normalisierung beigetragen. Dennoch bleiben Aktivitäten zur psychischen Gesundheit im Betrieb häufig erklärungsbedürftig. INQA unterstützt deshalb insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei, eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur zu schaffen. Das umfasst konkrete Tools, Materialien zur Kommunikation sowie Argumentationshilfen, um auch skeptische Kolleg*innen zu überzeugen.
Das Projekt „psyGA“ für mehr psychische Gesundheit in der Arbeitswelt
Im INQA-Projekt „psyGA – psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“ wurden vielfältige Angebote für Unternehmen und Beschäftigte entwickelt – in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft, Sozialpartnern, Sozialversicherungsträgern und Wissenschaft, mit Unterstützung von 39 Kooperationspartnern und unter Leitung des BKK Dachverbandes e. V.. So entstanden praxisnahe und wissenschaftlich fundierte Lösungen, mit denen Betriebe die psychische Gesundheit stärken können. Der Leitgedanke dahinter: Prävention und Gesundheitsförderung zahlen sich langfristig aus, gerade vor dem Hintergrund verstärkter Fachkräfteengpässe in vielen Branchen. Die psyGA-Angebote helfen dabei, Arbeit gesund zu gestalten und das Thema zu enttabuisieren, damit langfristig psychische Fehlbelastungen reduziert und die psychosozialen Ressourcen gestärkt werden. Nach über zehn Jahren erfolgreicher Projektlaufzeit sind das psyGA-Wissen und die psyGA-Angebote heute ein wesentlicher Teil der Themensäule Gesundheit bei INQA.
Vom psyGA-Wissen profitieren: An diesen Stellen können Betriebe und Beschäftigte ansetzen
Folgende Kernerkenntnisse aus dem Projekt sollten Unternehmen und ihre Mitarbeitenden im Blick haben, um die psychische Gesundheit zu stärken:
INQA hat das Praxiswissen – nutzen Sie es!
Sie sehen: Um psychische Belastungen zu reduzieren, müssen Betriebe das Rad nicht neu erfinden. Das Projekt psyGA hat wichtige Grundlagenarbeit geleistet und wertvolles Wissen zusammengetragen. Die entwickelten Angebote finden Sie in den INQA-Wissensbereichen Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz und Gesunde Arbeitsorganisation. Jetzt sind Sie dran: Werden Sie mit INQA aktiv und stärken Sie die psychische Gesundheit auch an Ihrem Arbeitsplatz. Es ist vielleicht nicht immer einfach, aber machbar und lohnenswert!